Sport als Mutmacher
In Düsseldorf laufen gerade die »Special Olympics«
Oliver Burbach ist mächtig stolz. Seit Tagen ziert sein Antlitz einen Wagen der Rheinbahn in Düsseldorf, Tausende Plakate im gesamten Stadtgebiet zeigen ihn neben Tischtennis-Star Timo Boll. Burbach ist selbst begeisterter Tischtennisspieler und eines der Gesichter der Special Olympics, den nationalen Spielen für Menschen mit geistigen Behinderungen. »Das ist eine tolle Überraschung«, sagte der überglückliche Burbach im WDR-Magazin »Sport Inside«.
Der 33-Jährige ist einer von 4800 geistig behinderten Athleten, die sich bis Freitag in Düsseldorf in 18 unterschiedlichen Sportarten wie Fußball, Volleyball oder Tischtennis messen. Das langfristige und ehrgeizige Ziel der Veranstalter ist es, die Betroffenen durch Sport wieder in die Mitte der Gesellschaft zu führen. »Mit den Special Olympics Düsseldorf 2014 wollen wir gemeinsam einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft gehen«, sagte Schirmherrin Daniela Schadt, Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, bei der Eröffnungsfeier am Montag.
Burbach, dessen kognitives Defizit angeboren ist, nimmt am Tischtennisturnier teil. Wie er in diesem Wettbewerb abschneidet, ist zweitrangig. Wie bei kaum einem anderen sportlichen Großereignis stehen bei den Special Olympics die Grundgedanken des Sports im Mittelpunkt: Dabei sein ist alles, Spaß und Begeisterung haben oberste Priorität.
Ein Siegerpodest fehlt bei den Special Olympics. Die Teilnehmer sollen sich auf Augenhöhe begegnen, auch der Letzte kann sich wie ein Gewinner fühlen. »Während sich die Olympischen Spiele am Spitzensport orientieren und nur der Beste von allen zählt, zählt bei uns jeder einzelne Athlet«, sagte Burbachs Trainer Thomas Gindra.
Damit stehen die Special Olympics bewusst im Gegensatz zu den Paralympics, deren körperlich behinderte Teilnehmer Erfolg oder Misserfolg oft über Sieg und Niederlage definieren. »Wenn man bei anderen Sportlern sieht, dass sich oft schon der Zweite mit langem Gesicht nicht mehr feiern lässt, kann bei unseren Sportlern durchaus auch der Fünfte oder Sechste jubelnd durch die Halle rennen«, sagte Gindra.
Unter dem Leitsatz: »Lass mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lass mich mutig mein Bestes geben«, eröffnete Eunice Kennedy-Shriver, Schwester des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, im Jahr 1968 die ersten Special Olympics in Chicago. Für Kennedy-Shriver eine Herzensangelegenheit - schließlich war auch ihre Schwester Rosemary Kennedy nach einer Lobotomie von einer geistigen Behinderung betroffen.
Die zunächst skeptisch aufgefasste Idee der Spiele fand rasch Anklang, seit 1988 sind die Special Olympics auch vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell anerkannt. Heute nehmen fast vier Millionen Athleten in 170 Ländern an derartigen Wettkämpfen teil. Auch Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist begeistert von diesen Spielen: »Die Special Olympics spiegeln die ganze Bandbreite des Sports wider«, sagte er im ARD-Morgenmagazin: »Man kann sehen, welche Emotionen und Begeisterung der Sport bringt.« Emotionen und Begeisterung, die auch Oliver Burbach vorlebt: »Ich würde gerne gewinnen, doch wenn es nicht klappt, habe ich zumindest alles versucht.« Dabei sein ist eben doch manchmal alles. SID
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