Snowden will zurück in die USA

Whistleblower wirbt in US-Fernsehen um Verständnis für Enthüllungsaktionen: Wollte meinem Land dienen / Asyl in Russland läuft Ende Juli aus

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden hat in seinem ersten Interview im US-Fernsehen den Wunsch nach einer Rückkehr in seine Heimat geäußert. »Wenn ich irgendwohin in der Welt gehen könnte, dann wäre das zurück nach Hause«, sagte Snowden in dem am Mittwochabend vom Sender NBC ausgestrahlten Gespräch. Darin warb er um Verständnis für seine Enthüllungsaktionen.

Ihm sei es von Anfang an darum gegangen, seinem Land zu dienen. Der »massive Bruch« der US-Verfassung durch den Geheimdienst NSA habe ihm als »Patrioten« keine andere Wahl gelassen, als dessen weltweite Spähaktivitäten zu enthüllen. Ob für ihn »Amnestie oder Gnade« in Frage komme, müsse die Öffentlichkeit entscheiden, sagte Snowden, der sich seit knapp einem Jahr in Russland aufhält.

Auf mildernde Umstände für ihn setzt er aber offenbar nicht. Jedenfalls kündigte er in dem vor einer Woche an einem geheimen Ort in Moskau aufgenommenen Interview an, sein Visum verlängern zu wollen, wenn sein Asylstatus Ende Juli ausläuft. Dass er in Russland enden werde, habe er ursprünglich nicht vorgesehen, sagte Snowden. Er sei auf dem Weg nach Lateinamerika gewesen, als die US-Regierung seinen Reisepass für ungültig erklärt habe.

In dem Interview setzte sich Snowden gegen Kritiker zur Wehr, die seine frühere Rolle im Geheimdienst in Frage stellen. Er sei »als Spion« ausgebildet worden und habe als Geheimagent im Ausland gearbeitet. »Wenn die Leute also sagen, dass ich nur ein unwichtiger Systemadministrator bin und nicht weiß, wovon ich spreche, ist das ein bisschen irreführend«, fügte Snowden hinzu. Er habe als »technischer Experte« für die US-Geheimdienste CIA und NSA sowie als Ausbilder beim Militärgeheimdienst DIA gearbeitet. Snowden sagte weiter, er habe zwar einen Decknamen gehabt, aber nicht »mit Menschen« gearbeitet und beispielsweise »keine Agenten rekrutiert«. Seine Aufgabe sei gewesen, »für die Vereinigten Staaten Systeme zum Laufen zu bringen«. Das habe er »auf allen Ebenen« gemacht - »von ganz unten« bei Einsätzen vor Ort »bis ganz nach oben«.

Die US-Regierung zeigte sich unbeeindruckt von Snowdens Äußerungen und erneuerte ihre Vorwürfe gegen den ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter. US-Außenminister John Kerry sagte dem Sender CBS, Snowden habe »sein Land verraten« und den USA schweren Schaden zugefügt. Er solle sich »wie ein Mann verhalten« und der US-Justiz stellen. Ähnlich äußerte sich die Nationale Sicherheitsberaterin von Präsident Barack Obama, Susan Rice.

Snowdens deutscher Anwalt Wolfgang Kaleck hatte vor einigen Tagen angedeutet, dass sein Mandant unter bestimmten Bedingungen bereit sei, in die USA zurückzukehren. Es gebe Verhandlungen mit dem Ziel, zumindest mittelfristig eine Lösung zu finden, die für Snowden »erträglich« sei, sagte Kaleck dem Magazin »Der Spiegel«. In Deutschland beschloss der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags zwar eine Befragung Snowdens. Allerdings ist unklar, ob diese stattfinden wird. Die Bundesregierung will aus Rücksicht auf die US-Regierung nicht für Snowdens Sicherheit einstehen. Snowden kündigte zuletzt auch brisante neue Enthüllungen zu Deutschland an. AFP/nd

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