Massenansturm auf Melilla - Spanien will Grenze verstärken

Tausend afrikanische Flüchtlinge wollten Umzäunung der Exklave in Marokko überwinden / Aufnahmelager völlig überfüllt

  • Lesedauer: 2 Min.
Fast 500 Afrikaner stürmen in die spanische Nordafrika-Exklave Melilla. Auch eine schwangere Frau kann die sechs Meter hohen Grenzzäune unbeschadet überwinden.

Melilla. Nach einem neuen Massenansturm von Flüchtlingen auf Melilla will Spanien den Ausbau der Grenzbefestigungen seiner Nordafrika-Exklave beschleunigen. Wie das Madrider Innenministerium mitteilte, sollen die Grenzzäune bereits in den kommenden Tagen mit engmaschigen Netzen überspannt werden, die ein Überklettern erschweren sollen. Am Donnerstag trafen in Melilla 100 Polizisten einer Sondereinheit ein, die die Grenzbeamten verstärken sollen.

Am Vortag waren bei einem der größten Massenanstürme Hunderte Afrikaner in die spanische Stadt an der nordafrikanischen Mittelmeerküste gelangt. Nach Angaben der Präfektur von Melilla hatten etwa 1000 Flüchtlinge versucht, von marokkanischem Gebiet aus die Grenzanlagen zu überwinden. Fast 500 von ihnen hätten spanisches Territorium erreicht.

Darunter war auch eine schwangere Kamerunerin, der als zweiter Frau das Überklettern der bis zu sechs Meter hohen Grenzzäune gelang. Wie aus spanischen Polizeikreisen verlautete, stellten die Ärzte in einem Krankenhaus fest, dass die Frau und ihr Fötus die riskante Kletteraktion unbeschadet überstanden hatten.

Die Flüchtlinge kamen in Melilla in das Aufnahmelager CETI, das damit rund 2300 Immigranten aus Dutzenden Ländern beherbergt. Das Camp, das nur für eine Kapazität von 500 Plätzen ausgelegt wurde, ist völlig überfüllt. Spaniens Innenminister Jorge Fernández Díaz erklärte, die Situation in dem Lager habe »die Grenze erreicht«.

Das spanische Militär und das Rote Kreuz haben auf dem Gelände Zelte für die Flüchtlinge aufgestellt. Um die Situation in dem Lager zu entspannen, brachte die Polizei 150 Migranten auf das spanische Festland. Spanische und marokkanische Polizeieinheiten hatten auf beiden Seiten der Grenze vergeblich versucht, die Afrikaner aufzuhalten. Die Grenzzäune wurden bei dem Massenansturm teilweise beschädigt. Etwa 60 Flüchtlinge erlitten nach Informationen der Online-Zeitung »elpais.com« beim Überklettern der Zäune Schnittverletzungen und Prellungen.

Beim bislang größten Massenansturm auf Melilla waren im März mehr als 500 Flüchtlinge in die Stadt gelangt. Damals hatte dichter Nebel die Aktion begünstigt. dpa/nd

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