Werbung

Rom feierte euphorisch die neuen Kaiser

»Squadra Azzurra« von einer Million Menschen in der »ewigen Stadt« begrüßt

  • Micaela Taroni
  • Lesedauer: 3 Min.
Die »ewige Stadt« feierte die neuen Kaiser. Die Freude über den vierten WM-Titel Italiens hat Rom in einen Rausch versetzt. Eine Million Menschen begleiteten die »Squadra Azzurra« am Montagabend bei ihrem Triumphzug vom Flughafen in die alte Gladiatorenkampfbahn Circus Maximus. Grenzenloser Jubel, Freudentränen und wilde Tänze prägten das Bild auf den Straßen und Piazzas, als die Weltmeister von Nationalcoach Marcello Lippi auf einem Open-Air-Bus durch die Stadt zogen und die Nacht zum Tage machten. Das Fest begann am frühen Abend auf dem Militärflughafen Pratica di Mare, als Kapitän Fabio Cannavaro als Erster aus dem Flugzeug stieg und den goldenen Pokal in den Himmel stemmte. Auf dem Rollfeld hatten tausende euphorische Tifosi seit dem Nachmittag bei brütender Hitze ausgeharrt. Sie schwenkten die italienische Tricolore, ließen Silvesterraketen aufsteigen und zündeten bengalische Feuer. Die »Azzurri« stiegen danach auf Busse um, die die WM-Helden eigentlich zu einem Empfang in den Amtssitz von Ministerpräsident Romano Prodi bringen sollten. Die Karawane wurde immer wieder von den Fans am Straßenrand zum Anhalten gezwungen. Im historischen Zentrum Roms stimmten Tifosi dann spontan die Nationalhymne Fratelli d'Italia an. Auf der Piazza Venezia stand ein Leichenwagen mit einer französischen Fahne und der Aufschrift »Hier ist der Sarg von Frankreichs Nationalelf.« Andere Tifosi hielten selbstgebastelte, vergoldete WM-Pokale in die Höhe. Zu bewegenden Momenten kam es anschließend beim Empfang Prodis. Der Regierungschef sprach von einem großen Sieg »nach einem hartem Kampf bis zum letzten Blutstropfen«. »Sie sind ein großes Vorbild für unser Land. Sie haben den Jugendlichen bewiesen, dass man große Erfolge mit harter Arbeit erreichen kann. Ich muss Ihnen einfach Danke sagen«, äußerte Ministerpräsident. Staatsoberhaupt Giorgio Napolitano stimmte in die Lobeshymmne ein und stellte den Spielern den Ehrenorden der Republik Italien in Aussicht. Anschließend fuhr die Mannschaft zum Circus Maximus. Es war der Höhepunkt der Feier. Der Circus wurde zu einem Meer aus italienischen Fahnen. Gennaro Gattuso und Daniele De Rossi zeigten sich mit kurz geschorenen Haaren. »Wir hatten versprochen, uns die Haare abschneiden zu lassen, wenn wir gewinnen. Wir haben es eingelöst«, meinte De Rossi. Erst gegen zwei Uhr ging die Party vorübergehend zu Ende. Die letzten Fans strömten am Olympiastadion vorbei, wo der Prozess im Wett- und Manipulationsskandal stattfindet. Drakonische Strafen und der Zwangsabstieg drohen Rekordmeister Juventus Turin, Vizemeister AC Mailand, Lazio Rom und dem AC Florenz. Doch daran mochte jetzt niemand denken. Am Dienstag wurde bekannt, dass sich der Zeitpunkt der Urteilsverkündung, der eigentlich für gestern vorgesehen war, verzögert. Es hieß, Richter Cesare Ruperto werde voraussichtlich erst am kommenden Freitag oder Sonnabend die Urteile bekannt geben. Der Richter will sich angeblich mehr Zeit nehmen, um alle Dossiers des Manipulationsprozesses zu überprüfen. sid
Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal