- Kommentare
- Meine Sicht
Bambule aus Berechnung
Andreas Fritsche zweifelt an der ehrlichen Absicht von Greenpeace
Wer zum Essen eingeladen ist, sollte sich wenigstens dazu setzen, auch wenn ihm die angerichtete Speise nicht schmeckt. Aber draußen lauthals zu mäkeln, das sind keine Tischmanieren. Greenpeace passte es am Montag nicht, dass die LINKE erst mit Journalisten über die Braunkohle redete, bevor sie erneut mit der Umweltorganisation am Runden Tisch sprechen wollte. Das Greenpeace deswegen der Appetit verging - in Ordnung, das ist eine Geschmacksfrage. Aber gar nicht mehr reden wollen, wo doch theoretisch immer noch die Möglichkeit bestünde, die Partei umzustimmen - das erweckt leider den Eindruck, dass es den Klimaaktivisten wichtiger war, Aufsehen zu erregen, als in der Sache etwas zu erreichen.
Die Pressekonferenz war erst wenige Minuten vorüber, da verbreitete Greenpeace bereits eine gepfefferte Erklärung zu den dort geäußerten Positionen. Reagierte die Öffentlichkeitsarbeit der Umweltorganisation tatsächlich so fix oder hatte sie die Erklärung in einer weit gediehenen Rohfassung bereits fertig? Die LINKE hegt den Verdacht, dass die Vorgehensweise vorher festgestanden hat. Es fällt schwer, dieser Sichtweise zu widersprechen, wenn man gesehen hat, wie sich die Aktivisten vor dem Gebäude aufführten. Die kurzschlüssige Formel, wer den Kohleausstieg 2040 will, aber einem Tagebau für die Zeit bis dahin zustimmt, der sei unglaubwürdig und ein Verräter, bereitet Verdauungsschwierigkeiten und schweißt die Tischgesellschaft von Kohlegegnern und Tagebaubefürwortern in der Partei nur zusammen. Wenn Greenpeace dies gewollt haben sollte: Prost Mahlzeit!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.