Scheinheilig
Klaus Joachim Herrmann über das Nein zum Ende der Gewalt in der Ukraine
Die Forderung Russlands nach einem unverzüglichen Ende der Gewalt in der Ukraine nennen die USA »scheinheilig«. Moskau unternehme ja nichts, um die Separatisten an Angriffen zu hindern. Eine scheinheilige Zurückweisung. Denn ebenso unternehmen die USA nichts, um ihre Schützlinge in Kiew am Krieg gegen das eigene Volk im Osten des Landes zu hindern. Ganz einfach ihres Lebens wegen sollten Zivilisten zu allen Zeiten über sichere Korridore vom Schlachtfeld gelassen oder wenigstens versorgt werden. Gute Absichten können dann ja alle Fronten und ihre heimlichen und offenen Unterstützer mit der Durchsetzung eines Waffenstillstandes beweisen.
Aber das passt offenbar nicht in den Kram und Trend. Denn längst wird aufgerüstet. NATO und USA rücken in Osteuropa ein oder vor, Russland holte sich die Krim mit ihren Stützpunkten zurück, in Kiew gab es blutigen Streit um die Himmelsrichtung, in der Ostukraine wird noch gekämpft. Es lässt sich gut und lange Krieg führen auf Kosten anderer Länder und Leute.
Supermächte müssen sicher etwas leisten fürs geostrategische Gleich- oder besser Übergewicht. Wo aber offen nach Aufrüstung gerufen wird, ist es zum Wettrüsten und einem zweiten Kalten Krieg nicht mehr ganz so weit. Wenn eine Seite vielleicht gerade noch rechtzeitig einlenken will, sollte keine scheinheilige Ausrede gesucht, sondern sofort zugegriffen werden.
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