App-geschöpft
Grit Gernhardt über Datensammelwut und nachträgliche Klagen
Der Spiele-Anbieter liest und speichert die Adressliste des Handys, die Taschenlampen-App ortet den Standpunkt: Wer im Internet einkauft, spielt oder Informationen sucht, riskiert einen Verlust der Herrschaft über seine Daten - oft ohne ausdrückliche Einwilligung. Wer das nicht hinnehmen will, kann dagegen rechtlich vorgehen. Nun sind juristische Auseinandersetzungen Einzelner gegen Konzerne aber keine einfache Angelegenheit. Eine Gesetzeserweiterung soll Verbraucherorganisationen das Recht geben, künftig Unterlassungsklagen gegen Firmen anzustrengen.
Das Vorgehen des Verbraucherschutzministeriums ist zwar zu begrüßen; dass es überhaupt notwendig ist, zeigt aber, dass sich in Sachen Datenschutz im Internet nicht viel getan hat. Immer noch laufen politische Initiativen den Datensammeltricks der Wirtschaft hinterher. Denn wenn Informationen einmal gespeichert sind, helfen auch Unterlassungsklagen nicht mehr viel. Kein Kunde kann nachvollziehen, was mit seinen Daten passiert. Umso bedenklicher, dass viele Verbraucher immer noch zu wenig Bewusstsein dafür haben, was sie mit dem Herunterladen einer App oder dem Anmelden bei sozialen Netzwerken alles aus der Hand geben - eine Unkenntnis, die der Wirtschaft weit entgegenkommt. Nachträgliche Klagen können da nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
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