Vom Thema Kita zum Thema Krieg
René Heilig beobachtet eine Wandlung der Image-Ministerin zur Politikerin
Die »Operation Kita« läuft, die Soldatenbuden bekommen Kühlschränke und TV-Geräte. Ursula von der Leyen kann Streifen und Sterne auf uniformierten Schultern deuten, sie dürfte es inzwischen sogar geschafft haben, zumindest jedem dritten Soldaten und vor allem den Soldatinnen die Hand zu schütteln. Genug gelächelt! Jetzt muss die Ministerin ran ans Politische. Nicht nur die Rüstung verlangt Entscheidung. Die Bundeswehr versteht sich als Armee im Einsatz und fester Bestandteil der NATO. Von der Leyen ist damit quasi außenpolitisch in der ersten Koalitionsreihe.
Man kann sich bessere Zeiten wünschen als die aktuellen, in denen man im Ost-West-Europa wieder mehr über Konfrontation nachdenkt als darüber, wie Zusammenarbeit und Vertrauensbildung gelingen. Doch darum muss es gehen. Und so findet von der Leyen im aktuellen »Spiegel« Möglichkeiten, um hinter ihrem militant-militärischen Job mehr Vernunft und Verantwortung durchschimmern zu lassen, als manch Kritiker ihr und der schwarz-roten Koalition zutrauen möchte. Dass die kleine Frau bisweilen öffentlich den starken Max hervorkehrt, richtet sich wohl weniger gegen Moskau. Man will gegenüber den USA und anderen NATO-Wilden Treue demonstrieren. Aber: Vor allem Afghanistan zeigt, wie rasch Bündnissolidarität zum Strudel wird, der keine Chance zu politischer Vernunft bietet.
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