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U-Bahn fährt Tango

BVG stellt neue Fahrzeuge vor/ Fahrgastverband beklagt zu wenig Sitzmöglichkeiten

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Vier U-Bahn-Linien sollen in den nächsten Jahren mit neuer Fahrzeugtechnik ausgestattet werden. Doch noch vor der Fertigstellung gibt es vom Berliner Fahrgastverband Kritik an den neuen Zügen.

»Die Sitze sind sehr gemütlich. Probieren sie es doch einfach selbst aus«, fordert BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta die Journalisten auf. Die Managerin besitzt Verkaufstalent. Das braucht sie auch, denn das von ihr beworbene Produkt befindet sich noch im Rohbauzustand. Die präsentierten Kunststoffsitze mit Polsterelementen sind am gestrigen Dienstag in der Produktionshalle des Schienenfahrzeugherstellers Stadler Rail in Reinickendorf nicht mehr als chices Beiwerk. Die BVG feiert »Richtfest« für die beiden neuen U-Bahn-Züge des Typs Tango, die ab Januar 2015 als Prototypen auf den Linien U 1 bis U 4 fahren werden. Sollten sich die Bahnen im auf ein Jahr und 120 000 Kilometer angelegten Alltagstest bewähren, haben BVG und Stadler Rail eine mögliche Serienherstellung von bis zu 34 weiteren Vier-Wagen-Zügen im Gesamtwert von 158 Millionen Euro vereinbart.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, da von den fertigen Schienenfahrzeugen bisher nicht mehr als ein paar werbewirksame Entwürfe existieren. In der Realität der Fertigungshalle lässt sich immerhin schon die BVG-typisch gelbe Außenhülle der U-Bahn sehen. Die weist trotz der drei Tonnen leichten Bauweise aus Aluminium einen kleinen Bauchansatz auf. Dieser ist aber gewollt, erklärt Michael Daum, Geschäftsführer der Stadler Pankow GmbH. Durch die charakteristische Wölbung soll der Innenraum der neuen Bahnen für die Fahrgäste nicht nur optisch größer und damit freundlicher wirken, sondern auch tatsächlich um zehn Zentimeter in der Breite wachsen.

U 5 für zwei Monate unterbrochen

Zwei Monate lang fährt die U-Bahn-Linie 5 nicht zwischen den Bahnhöfen Wuhletal und Tierpark. Dort setzten seit Dienstag die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Sanierung der Kabelkanäle fort. Die Arbeiten dauern bis zum 8. August. Zwischen beiden Bahnhöfen setzt die BVG Busse als Ersatz ein. Barrierefreie Kleinbusse sind zwischen Elsterwerdaer Platz und Biesdorf-Süd unterwegs. Zwischen Hönow und Wuhletal fahren die Bahnen alle zehn Minuten, zwischen Tierpark und Alexanderplatz im Fünf-Minuten-Takt. Als Umfahrungsmöglichkeit bietet sich zwischen Wuhletal und Lichtenberg die S-Bahn-Linie 5 an.

Die Kabelkanäle aus DDR-Zeiten, in denen sich Fahrstrom- Signal- und Kommunikationskabel befinden, werden seit Jahren abschnittsweise erneuert. Gleichzeitig wird der U-Bahn-Damm zwischen den Straßen Alt-Biesdorf und Köpenicker Straße instand gesetzt. nd/bka

 

Noch mehr Platzgewinn sei nicht drin gewesen, da die Fahrzeuge sonst nicht mehr in die U-Bahn-Tunnel des Berliner Untergrundes gepasst hätten, verrät Nikutta. Im Gegensatz zu den Kollegen in Frankreich, wo sich im Mai neue Schienenfahrzeuge der zwei staatlichen Bahngesellschaften als zu breit für viele Bahnhöfe herausstellten, habe die BVG in Berlins U-Bahn-Schächten genau gemessen und erwartet keine Probleme.

Stattdessen bewerben BVG und Stadler Rail den neuen Vier-Wagen-Zug als besonders fahrgastfreundlich. Im Vergleich zu den anderen, bis zu 50 Jahre alten noch im Betrieb befindlichen U-Bahnen hätten sich die Anforderungen an die Fahrzeuge geändert, was die Gestaltung des Fahrgastinnenraumes betrifft. Wie bereits in den Bahnen, die etwa auf der Linie U 8 verkehren, werden die 72 bis 80 Sitzplätze längsseitig in den Waggons angebracht. Insbesondere für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer verspricht die BVG mehr Platz.

Ganz teilen will der Berliner Fahrgastverband Igeb die Vorfreude nicht. Zwar begrüßen die Interessenvertreter die Erprobung und den geplanten Kauf neuer U-Bahnen, doch Igeb-Vizevorsitzender Jens Wieseke kritisiert, in den neuen Modellen gäbe es nicht genug Sitzplätze. »Gerade für Ältere kann das auf längeren Strecken zum Problem werden«, sagt Wieseke. Zwar weiß er, dass die Raumaufteilung bei der Planung immer ein Abwägen verschiedener Interessen ist, doch seiner Ansicht nach wurden bei der Konstruktion vielleicht nicht alle Optionen geprüft. »Möglicherweise hätte eine veränderte Türaufteilung mehr Plätze ergeben«, vermutet Wieseke. Immerhin das Design der Sitze entstand demokratisch. Die BVG hatte dazu vor zwei Jahren die Berliner zum ausgiebigen Testen eingeladen.

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