Der Ruinator
Ricardo Teixera: ein Mann der es schafft, selbst eine WM in Brasilien zu runinieren
1994. Brasiliens Nationalmannschaft landet nach dem Sieg im WM-Finale in den USA gegen Italien im Privatjet des brasilianischen Fußballverbandes (CBF) in der Heimat, und sie hat nicht nur den WM-Pokal im Gepäck. Da dieser vierte Stern auf dem Trikot viel mehr wert sei als Formalitäten am Zoll, verweigert Ricardo Teixera, CBF-Präsident von 1989 bis 2012, den Gang durch die Kontrolle. Ankläger ermittelten später: Spieler und Funktionäre hatten 17 Tonnen Elektronik mitgebracht, die damals in Brasilien sehr teuer war. Teixera selbst ließ Teile für eine Bar unverzollt, die er Monate später eröffnen wollte.
Korruption und Prozesse ziehen sich wie ein roter Faden durch die Karriere des früheren Schwiegersohns von João Havelange, dem Vorgänger von Sepp Blatter als FIFA-Chef. So handelte Teixera nach der WM-Vergabe an Brasilien mit seinem Verband einen Vertrag aus, nach dem er an den Turniergewinnen zur Hälfte beteiligt werden würde, wie das Magazin »Lancet« 2010 aufdeckte.
Obwohl er 2012 von der Verbandsspitze zurücktreten musste und wegen diverser Verfahren seit zwei Jahren »aus gesundheitlichen Gründen« in Miami im Exil sitzt, ist es immer noch eine WM nach Art von FIFA und Teixera. In ihm vereinen sich Gier und Hybris jener Sportfunktionäre, die es geschafft haben, selbst eine Fußball-WM in Brasilien zu ruinieren.
Unangreifbar hatte er sich vor drei Jahren während des FIFA-Kongresses in der Schweiz gegenüber dem Journalisten Danila Pinhero gegeben, sicher, dass trotz seiner langen Strafakte niemand das Nationalheiligtum Fußball antasten würde, das er doch personifizierte: »2014 komme ich mit allem durch.« Er könne jede Untat begehen: »All die undenkbaren, machiavellihaften Dinge: der Presse Zugang verweigern, Spielpläne ändern. Und wissen Sie was? Nichts wird passieren.«
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