- Kommentare
- Meine Sicht
CSD in Uniform
Andreas Fritsche gönnt schwulen Polizisten Spaß in Dienstkleidung
Die Village People und ihre Schwulenhymne »YMCA« von 1978 sind undenkbar ohne die Figuren Bauarbeiter, Soldat, Cowboy, Indianer - und Polizist. Der als Polizist kostümierte Sänger schwärmt in dem witzig-doppeldeutigen Titel von einer Übernachtung beim christlichen Verein junger Männer, wo man viel Spaß haben könne mit all den Jungen dort.
Aber besteht deshalb die Gefahr, dass beim Christopher-Street-Day am kommenden Sonnabend in Berlin echte Polizeiuniformen »mit einem Kostüm verwechselt und damit ins Lächerliche gezogen werden«? Nach Darstellung des Lesben- und Schwulenverbandes befürchtet das Potsdamer Innenministerium genau das. Es soll deshalb homosexuellen Beamten untersagt haben, beim CSD ihre Uniform zu tragen - anders als die Kollegen aus Berlin, Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern, denen dies erlaubt wurde. Mit Genehmigungen zum Tragen der Uniform außerhalb des Dienstes müsse »grundsätzlich sehr zurückhaltend umgegangen werden«, rechtfertigt das Ministerium sein Vorgehen.
Ein Tipp: Uniformierte wirken im ausgesprochen bunten Berlin generell lächerlich. Polizisten sind dort keineswegs automatisch Respektspersonen. Wenn sie sich bei Demonstrationen mit dem Knüppel Respekt verschaffen wollen, verlieren sie nur noch mehr Ansehen. Womit sich die Polizei jedoch durchaus Respekt erwerben kann, das sind homosexuelle Beamte, die als solche an ihren Uniformen erkennbar an der CSD-Parade teilnehmen. Da sollte das Innenministerium nicht so verklemmt sein.
Der CSD hat übrigens seinen Ursprung in einem Aufstand der Schwulenszene gegen Polizeiwillkür 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtviertel Greenwich Village. Daher auch der Name Village People.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.