20 Jahre Entwicklungsarbeit aus Ostdeutschland
Stiftung Nord-Süd-Brücken schaut nach vorne und zurück
Noch engagiert oder schon solidarisch? Was möchte und sollte die Stiftung Nord-Süd-Brücken in Zukunft fördern? Diese und weitere Fragen wurden am vergangenen Freitag im Rahmen der Jahresveranstaltung der Stiftung Nord-Süd-Brücken diskutiert. Gegründet am 21. Februar 1994, sprechen heute mehr als 16 Millionen Euro Fördermittel für über 2500 entwicklungspolitische Projekte im In- und Ausland und die Unterstützung von etwa 400 ostdeutschen Organisationen eine deutliche Sprache: Die Stiftung Nord-Süd-Brücken war in den vergangenen zwanzig Jahren einer der herausragenden Akteure in der Förderung entwicklungspolitischer Arbeit in den östlichen Bundesländern. So bezeichnete auch Ursula Müller, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in ihrem Grußwort die Stiftung als einen Pfeiler der Zivilgesellschaft in der Entwicklungszusammenarbeit - sie möchte nicht auf ihn verzichten müssen.
Die Stiftung verdankt ihre Mittel der Solidarität von Bürgerinnen und Bürgern der ehemaligen DDR. Der Entwicklungspolitische Runde Tisch bündelte ab 1990 die neuen und alten Kräfte der Entwicklungspolitik im Osten. Durch ihn konnte auch das Erbe der DDR-Spendengelder vor dem Zugriff von Finanzminister Theo Waigel (CSU) geschützt werden. Die Stiftung Nord-Süd-Brücken nutzt es seitdem für seine vielen Projekte.
Peter Stobinski vom Solidaritätsdienst-international e.V. machte deutlich, dass es ohne die Leidenschaft der Basisorganisationen kein bürgerschaftliches Engagement und keine Solidarität gebe. Die Armen zu unterstützen, sei den Basisorganisationen »auf den Leib geschneidert«.
So weit das Lob - doch was ist überhaupt unter Solidarität und Engagement zu verstehen? Claudia von Braunmühl, Professorin und selbst jahrelanges Mitglied des Stiftungsrates, lieferte eine Antwort darauf. Für sie ist Engagement ein allgemeiner, neutraler Begriff, der weniger deutlich sei als der Begriff der Solidarität. Solidarität sei ein entwicklungspolitisches Gut, das sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Organisationen für sich beanspruchen. Engagement sei ohne Solidarität denkbar; Solidarität ohne Engagement hingegen nicht.
Vor allem im Hinblick auf die Geschehnisse in der heutigen Welt werde das sichtbar. Laut Claudia von Braunmühl verfolgten die Länder des Nordens das Entwicklungsmodell einer industriellen, wachstumsorientierten Konsumgesellschaft. Die sei aber nur für einen begrenzten Kreis von Menschen zugänglich. Daraus folgend drängen sich Fragen auf: Was bedeutet Wohlstand, was muss wachsen, was muss schrumpfen? In diesen Debatten seien deutlich Elemente von globaler Verantwortung und Solidarität zu spüren, so die Wissenschaftlerin. Die Notwendigkeit internationaler Solidarität ist so gesehen aktueller denn je.
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