Unter Beobachtung
Die letzten WM-Gruppenspiele sind manipulationsgefährdet
Berlin. »Wir sind gute Freunde, aber es wird keinen Anruf geben.« Jürgen Klinsmann, Trainer der Nationalmannschaft der USA, versucht, vor dem letzten Gruppenspiel seiner Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien am kommenden Donnerstag gegen die von Joachim Löw trainierte deutsche Elf jeden Verdacht zu zerstreuen: Mögliche Absprachen zwischen Trainern und Mannschaften werde es natürlich nicht geben, obwohl beide Teams mit einem freundschaftlichen Unentschieden sicher im WM-Achtelfinale stünden. Aus dem Spielort Recife werde auf gar keinen Fall ein zweites Gijon.
Dort hatten sich 1982 bei der WM in Spanien Deutschland und Österreich zu einem 1:0 gemauschelt, das beide Mannschaften weiterkommen und die ausgeschiedenen Algerier wütend zurückließ. In Brasilien könnten Ghana und Portugal die Verlierer sein. Dabei ist der Grat zwischen Berechnen und Verschieben schmal und rutschig.
Bei allen Versicherungen, seine Spieler zu Höchstleistungen anzutreiben, hat Klinsmann ein Vertrauensproblem: Noch bevor er wusste, dass er in diese Lage geraten würde, hatte er angekündigt, vor dem Spiel beide Nationalhymnen mitsingen zu wollen. Immerhin war er als Spieler Welt- und Europameister mit der deutschen Nationalmannschaft und hatte diese später selbst trainiert - mit Löw als Assistent.
Die Diskussion um Spielmanipulationen ist also voll entbrannt, doch nicht nur Klinsmann und Löw stehen im Fokus. Der Weltverband FIFA warnt seinerseits vor der Wettmafia, die mit Hilfe schon ausgeschiedener Mannschaften dieser Tage viel Geld aus dem Turnier ziehen will. Und schließlich wird die FIFA selbst verdächtigt, alles für eine Finalteilnahme des Gastgebers zu tun, um die Euphorie groß und die Protestfreude klein zu halten. stf
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