Warten auf Schmetterlinge
Die Gartenkolumne
Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken, schrieb vor über 200 Jahren Novalis. Diese fliegenden Edelsteine müssen den romantischen Poeten in seinem kurzen Leben sehr berührt haben. Und ganz sicher gibt es auch heute viele Menschen, die von den zarten Geschöpfen verzaubert werden.
Aber wie wenig überlegen wir doch manchmal, was sie zum Leben brauchen, zerstören gedankenlos ihr Zuhause und/oder bieten ihnen wenig Möglichkeiten, ihren Hunger zu stillen. Da haben Schmetterlinge oft wenig zu lachen - wir sehen sie immer seltener durch die Luft flattern ...
2007 konnte ich zum Beispiel siebzehn Arten durch den Garten gaukeln sehen, und davon einige in großer Zahl. In den letzten zwei, drei Jahren waren es erheblich weniger, sowohl was die Arten als auch die Menge betrifft. Diese Verarmung haben leider andere Gartenfreunde bestätigt. Seit Jahren wurde die Landwirtschaft in unserer Gegend immer eintöniger: Mais- und Spargelfelder ohne Ende, Monokultur, die nur mit dem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden möglich ist.
Die Ursachen für das Verschwinden von Arten aus Fauna und Flora sind sicher sehr komplex. Aber immerhin haben wir, die einen Garten, ein Gärtchen oder einen Balkon beackern, die Wahl zwischen Einfalt und Vielfalt, wobei letztere zudem noch meist mit weniger Aufwand zu haben ist. Und die auch gut für Schmetterlinge sein kann. Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, mit welcher Verbissenheit Liebhaber von einfarbigen Flächen jeglichen Farbtupfer aus ihrem Grünen Teppich stechen - oder gar mit einer chemischen Keule bekämpfen.
Auf Balkonien blüht es jetzt üppig, und in manchem Kasten geht es jetzt schon ziemlich beengt zu, obwohl noch nicht mal Halbzeit der Saison ist; wieder mal die kleinen Pflänzchen zu dicht gesetzt. Passiert auch dem klügsten Gärtner und der leidenschaftlichen Gärtnerin immer wieder. Da hilft manchmal nur, behutsam ein oder zwei Bewohner umzusiedeln und die Lücken mit Erde und reifem Kompost zu schließen. Abgeblühtes immer gleich entfernen, so wird üppiger und langer Blütenflor erhalten. Gleiches gilt auch für viele Sommerblumen im Garten. Zinnien, Kosmeen, Löwenmäulchen, Margeriten, auch manche Stauden werden dadurch angeregt, neue Blüten zu treiben. Schließlich müssen sie sich nicht mit der Entwicklung von Samen beschäftigen.
Wer allerdings von besonders schönen oder seltenen Pflanzen Samen ernten will, sollte durchaus die ersten Ansätze (so viel wie man ernten möchte) stehen lassen, auch weil die Pflanzen in der starken Wachstumsphase ihrem Nachwuchs besonders viel Kraft mitgeben. Außerdem kann der Samen so zeitig abgenommen werden. Gut getrocknet verschläft er in beschrifteten Gläsern die Zeit bis zum Start im nächsten Jahr.
Brigitte Müller,
Hobbygärtnerin
und Umweltautorin
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