Die Queen kommt in Frieden
Königin reicht nordirischer Regierung die Hand
Es gibt einige Schatten der Vergangenheit, die auf Nordirland liegen. Da sind die Erinnerungen an die 3500 Toten dieses brutalen Krieges, der 1969 begann. Es sind die Diskriminierungen und die hinterhältigen Sprengstoffattentate. Es ist das brutale Vorgehen der britischen Armee, das bis ins Jahr 2005 reichte. Die vielen Verletzungen, die sich beide Lager zugefügt haben, vernarben nur langsam.
Diese Schatten der Vergangenheit liegen auch über dem Besuch von Königin Elisabeth II., den sie dieser Tage Nordirland abstattet. Sie besucht ein Land, in dem nicht mehr geschossen und gemordet, entführt und gefoltert wird, in dem aber um ein Friedensabkommen gerungen wird, das 1998 unter Vermittlung der britischen, der irischen wie der US-amerikanischen Regierung geschlossen wurde. Und das bis heute sehr fragil ist, weil die Konflikte so tief in die nordirische Gesellschaft hineinreichen - im nordwestlichen Donegal genauso wie in der Hauptstadt Belfast oder in (London-)Derry. Es ist aber auch deshalb wacklig, weil die wirtschaftliche Situation für sehr viele Menschen im Nordwesten Europas keine gute ist.
Viele der politischen Akteure der einstigen Konfliktparteien sind heute noch politisch aktiv. Das muss die Angelegenheit nicht einfacher machen. Die britische Königin will im hohen Alter jedenfalls ein Friedenszeichen setzen. Begonnen hatte ihre Annäherung bereits mit dem großen Empfang für den irischen Präsidenten Michael Higgins Anfang April in London. Mit am Tisch saß an jenem Abend Martin McGuinness, der ehemalige IRA-Kommandant. Der hat nun auch in Belfast der Königin die Hand geschüttelt. Jener Frau, die die IRA vor 40 Jahren am liebsten ermordet hätte.
Zusammen mit Nordirlands Premierminister Peter Robinson führte Martin McGuinness die englische Königin am Dienstag durch das einst berüchtigte Belfaster Gefängnis Crumlin Road Gaol. McGuinness und Robinson - beide waren dort kurzzeitig Insassen. Tausende Angehörige der IRA mussten dort Strafen verbüßen. 1996 wurde das Gefängnis geschlossen und zu einem Museum umfunktioniert. Heute bietet der Bau von Sir Charles Lanyon von 1845 auch Platz für eine Whiskeydestillerie.
Elizabeth II. hatte sich am Vorabend erstmals unter vier Augen mit McGuinness unterhalten. 2012 hatte sie ihm zum ersten Mal die Hand gegeben - ein wichtiges Symbol im immer noch durch den Konflikt geprägten Landstrich. »Es gab eine Zeit, in der ein königlicher Besuch aus Sorge um die Sicherheit nicht im Voraus angekündigt werden konnte«, bemerkte Robinson am Montag.
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