Müssen, wollen, wollen müssen

Markus Drescher über Arbeit und Armut im Alter

Nicht nur in Großstädten lässt sich jeden Tag einer der Pfeiler der Grundsicherung im Alter beobachten: Menschen, die offensichtlich das Renteneintrittsalter bereits seit einiger Zeit überschritten haben, suchen Mülltonnen und -container nach Pfandflaschen ab. Zynismus? Traurige Realität. Wenn die Rente nicht zum Leben reicht, müssen viele und im schlimmsten Fall zwangsweise in den Müll oder - wer dazu in der Lage ist - zu anderen Geldquellen greifen.

Minijobs etwa. Putzen gehen für Essen und Miete ist schon jetzt alles andere als eine Randerscheinung. Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen, deren Lohn, Beschäftigungszeiten und -arten nicht ausgereicht haben, um mit der Rente auskommen zu können, wird Arbeitenmüssen nach der Arbeit zur Normalität.

Dass unter den arbeitenden Rentnern auch solche sind, die es wollen ohne zu müssen - etwa um beschäftigt zu sein oder weil sie eine ausfüllende Aufgabe gefunden haben - steht außer Frage. Wer freiwillig möchte, der soll können.

Doch diejenigen aus Politik und Wirtschaft, die mit dem Hinweis auf diese Gruppe versuchen, das Problem der Altersarbeit aus Not kleinzureden, sollten sich darüber im Klaren sein, dass man sich eine älter und immer ärmer werdende Gesellschaft auf Dauer nicht leisten können wird. Über kurz oder lang müssen die Verhältnisse geändert werden wollen. Damit es eher kurz ist, braucht es Druck. Damit es auch solidarisch wird: Druck von links.

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