Sikorskis wahre Worte
Detlef D. Pries zum »Lauschangriff« auf polnische Regierungsmitglieder
Ob »Normalbürger« im Staatsauftrag belauscht oder, wie im polnischen Fall, private Plaudereien der Staatsvertreter von Kellnern in noch unbekanntem Auftrag mitgeschnitten werden - beides sollte sich nicht gehören. Als »Verbrechen« prangern Regierende allerdings gar zu oft nur Letzteres an. Da die Niederschriften der bewussten Gespräche nun aber mal in der Welt sind, darf man sich auch mit den »Helden« und ihren Aussagen befassen. Zum Beispiel mit Radosław Sikorski, seines Zeichens Polens derzeitiger Außenminister. Der ist seit Langem als Polterer bekannt. Noch als Ressortchef für Verteidigung sah er den deutsch-russischen Vertrag über den Bau der Ostsee-Pipeline »in der Molotow-Ribbentrop-Tradition«. In aller Öffentlichkeit. In dem belauschten Gespräch aber beklagte er - in zugegeben vulgären Worten - die Unterwürfigkeit Polens gegenüber den USA, durch die sich Warschau eine tatsächlich doch nur trügerische Sicherheit zu erkaufen suche. Bemerkenswert für einen Mann, der einst als »eingebetteter« Journalist die US-Army in Afghanistan begleitete und als glühender »Atlantiker« galt. Vor allem aber ist berechtigt und wahr, was Sikorski sagt. Ob man sich durch wahre Worte für den Posten des EU-Außenbeauftragten qualifiziert, von dem Sikorski träumt, muss indes bis zum Beweis des Gegenteils bezweifelt werden.
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