Sikorskis wahre Worte

Detlef D. Pries zum »Lauschangriff« auf polnische Regierungsmitglieder

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 1 Min.

Ob »Normalbürger« im Staatsauftrag belauscht oder, wie im polnischen Fall, private Plaudereien der Staatsvertreter von Kellnern in noch unbekanntem Auftrag mitgeschnitten werden - beides sollte sich nicht gehören. Als »Verbrechen« prangern Regierende allerdings gar zu oft nur Letzteres an. Da die Niederschriften der bewussten Gespräche nun aber mal in der Welt sind, darf man sich auch mit den »Helden« und ihren Aussagen befassen. Zum Beispiel mit Radosław Sikorski, seines Zeichens Polens derzeitiger Außenminister. Der ist seit Langem als Polterer bekannt. Noch als Ressortchef für Verteidigung sah er den deutsch-russischen Vertrag über den Bau der Ostsee-Pipeline »in der Molotow-Ribbentrop-Tradition«. In aller Öffentlichkeit. In dem belauschten Gespräch aber beklagte er - in zugegeben vulgären Worten - die Unterwürfigkeit Polens gegenüber den USA, durch die sich Warschau eine tatsächlich doch nur trügerische Sicherheit zu erkaufen suche. Bemerkenswert für einen Mann, der einst als »eingebetteter« Journalist die US-Army in Afghanistan begleitete und als glühender »Atlantiker« galt. Vor allem aber ist berechtigt und wahr, was Sikorski sagt. Ob man sich durch wahre Worte für den Posten des EU-Außenbeauftragten qualifiziert, von dem Sikorski träumt, muss indes bis zum Beweis des Gegenteils bezweifelt werden.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.