Das teure Verletzungsrisiko
Der Versicherungswert aller WM-Spieler liegt bei 7,7 Milliarden Euro
Der Versicherungswert aller 736 Spieler, die an der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien teilnehmen, beträgt 7,7 Milliarden Euro. Dies ergaben Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts CEBR im Auftrage der Londoner Versicherungsbörse Lloyd’s. Die Ergebnisse basieren auf einem Rechenmodell, in das neben dem momentanen Gehalt der Spieler bei ihren Vereinen auch Werbeverträge, Nationalität, Alter und Position im Spiel - Stürmer sind teurer als Verteidiger - mit einflossen. Somit entspreche die Versicherungssumme dem fiktiven Verdienstausfall, »sollte der Spieler aufgrund einer Verletzung seinen Beruf, den Profi-Fußball, nicht mehr ausüben können«, erläutert ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin.
Ginge es allein nach dem Versicherungswert, bräuchte sich die deutsche Auswahlmannschaft, die wie alle Teams 23 Spieler umfasst, gar nicht mehr für das WM-Finale zu qualifizieren, sondern wäre schon Weltmeister. Hinter Deutschland mit umgerechnet 803,6 Millionen Euro Versicherungswert folgt das spanische Team mit fast 740 Millionen Euro. Fürs Halbfinale hätte es eigentlich für Englands Mannschaft reichen müssen, für das Lloyd’s rund 690 Millionen Euro errechnet hat. Trotz Superstar Neymar belegt WM-Ausrichter Brasilien schon etwas abgeschlagen mit gut 560 Millionen Euro nur den vierten Platz.
Der Achtelfinalgegner der deutschen Mannschaft ist dagegen ein Zwerg: Mit einem bescheidenen Versicherungswert von rund 61 Millionen Euro ist Algerien Fünftletzter. Das Tabellenende ziert mit einem Wert von knapp 23 Millionen der mittelamerikanische Kleinstaat Costa Rica. Im Vergleich: Allein die Hände des deutschen Torwarts Manuel Neuer sind laut Schätzungen des GDV mit drei Millionen Euro versichert. Und Real Madrid würde von der Assekuranz, sollte sich Superstar Cristiano Ronaldo verletzen und nie wieder Fußball spielen können, sogar 103 Millionen erhalten - pro Bein.
Costa Rica hat sich trotz des mickrigen Versicherungswertes für das Achtelfinale qualifiziert - und dabei die Finanz-Supermacht England ausgeschaltet. Dass Geld nicht immer alles entscheidet, mussten auch schon die Wirtschaftsforscher vom DIW-Berlin erfahren. Sie ermittelten den Transferwert aller 32 teilnehmenden Teams und sagten danach den WM-Sieger voraus: Spanien würde wieder Weltmeister werden. Tatsächlich reiste der Titelverteidiger bereits nach dem letzten Gruppenspiel ab.
Über Lloyd’s werden Versicherungspolicen aus aller Welt gehandelt oder rückversichert. Insofern sind die jetzt veröffentlichten WM-Daten mehr als eine bloße Wert-Schätzung. So hat beispielsweise der Deutsche Fußballbund für seine Spieler extra eine Unfallversicherung in Millionenhöhe abgeschlossen - genaue Zahlen werden aber nicht genannt. Diese Absicherung springt im Falle einer Verletzung bei einem WM-Spiel oder während des Trainings sofort ein. Auch der Weltfußballverband Fifa hat eine Versicherung für die Kicker und ihre Vereine abgeschlossen, die aber erst bei langfristigen Verletzungen zahlt. Sich selber hat das Milliardenunternehmen Fifa mit 900 Millionen Dollar für den Fall einer zeitlichen oder örtlichen Verlegung der WM beim deutschen Rückversicherer Munich Re abgesichert. Dieser müsste zahlen, wenn Spiele wegen Terroranschlägen, Epidemien oder Naturkatastrophen abgesagt oder verschoben werden.
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