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Wieder nur die kleine Tür?

WM-PORTRÄT

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Seine Spieler verabschiedete Vahid Halilhodzic (61) noch auf dem Platz. Jeden Einzelnen nahm der Bosnier, der als verschlossen gilt und immer etwas mürrisch guckt, noch einmal in den Arm. Auf die anschließende Pressekonferenz nach der 1:2-Niederlage im Achtelfinale gegen Deutschland verzichtete er dagegen.

Dessen Lob übernahm der Kapitän Madjid Bougherra: »Der Trainer hat es verdient, durch die ganz große Tür hinauszugehen. Ich möchte ihm im Namen aller Spieler danken. Er hat sehr viel geleistet.« Die Mannschaft liebe ihren Trainer für den größten Erfolg der Verbandsgeschichte, der Algerien zur erfolgreichsten afrikanischen Mannschaft dieser WM machte.

Vor seinem Engagement in Nordafrika hatte sich Halilhodzic zuvor alle Freiheiten festschreiben lassen. Per Vertrag. Zu präsent war ihm die Erfahrung als Trainer der Elfenbeinküste 2010: Dort wurde er trotz der gelungenen WM-Qualifikation nach nur einer Niederlage in 24 Spielen per Fax entlassen. Und auch in Algerien hatte er sich nur dank seines wasserdichten Arbeitspapieres bis zum jetzigen Turnier auf seinem Stuhl halten können, an dem algerische Verbandsfunktionäre bereits sägten. Allerdings soll in dem Vertrag auch das Erreichen des WM-Halbfinales als Ziel festgeschrieben gewesen sein.

Halilhodzic hatte nach seiner Entlassung als Trainer der Elfenbeinküste noch verkündet: »Ich werde nie wieder eine afrikanische Mannschaft trainieren.« Anderthalb Jahre später übernahm er Algerien. Für den 61-Jährigen wie für viele seiner Trainerkollegen hat die Arbeit in Afrika trotz mancher Einflussnahmen aus der Politik und den Verbänden - die sich nicht nur in Afrika finden - immer wieder ihren fußballerischen Reiz. Und auch wenn Halilhodzic jetzt wieder nicht durch das große Tor abtritt, sondern schnöde entlassen wird: Der Dank der Mannschaft bleibt ihm.

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