Werbung

Befreier und Befreite

Klaus Joachim Herrmann über die Einnahme von Slawjansk

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein »großer Sieg«, wenn auch »kein totaler«, jubelte die neue Obrigkeit in Kiew über die »Befreiung« der ostukrainischen Stadt Slawjansk. Die »Terroristen« hätten für die Missachtung der Waffenruhe ihre »verdiente Strafe« erhalten, freute sich der Präsident und Oberkommandierende. Schoko-Oligarch Poroschenko will den »unvollständigen Sieg« mit noch mehr Krieg vollenden. Dann wäre wohl jene Zeit für sein Feuerwerk, die jetzt »noch nicht gekommen« sei.

Doch solche Siege lösen kein Problem. Sie machen nach dem Kiewer Umsturz den selbstherrlich-provokanten Umgang der Sieger mit den Verlierern nicht ungeschehen, heben die fundamentalen Fehler nicht auf. Den alten Problemen fügen sie neue hinzu. Der Grundkonflikt der Ukraine bleibt ihre innere Zerrissenheit zwischen Ost und West und die äußere zwischen Russland und der EU.

Der wird ohne ernsthafte Zuwendung, langwierige Verhandlungen und schmerzliche Zugeständnisse nicht zu überwinden sein. Das wird im Siegesrausch aber offenbar für überflüssig gehalten - selbst wenn ernst zu nehmende Staaten darauf drängen. Sogar der gern und nicht jederzeit zu Unrecht gescholtene Präsident Putin sieht sich wegen Abkehr vom bewaffneten Kampf des Vorwurfs eines Wortbruchs ausgesetzt. Wenn sich aber die prorussischen Milizen verraten fühlen - und es wohl auch sind -, kann das als ein sicherer Hinweis darauf gelten, dass Gespräche einige Aussicht auf Erfolg hätten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.