Neue Bier-Kennzeichnung bis Ende 2014
Alkoholfrei ist nicht alkoholfrei
Doch alkoholfreies Bier enthält Alkohol - das wissen viele Verbraucher nicht. Daher wollen die Bierbrauer nun auf den Flaschen darauf hinweisen. Eine neue Kennzeichnung soll etwas Klarheit bringen. Dazu Fragen & Antworten:
Warum wird immer mehr alkoholfrei getrunken?
Bier mögen viele, den Kater danach keiner. Alkoholfrei ist deshalb eine Alternative - nicht nur für den, der fahren muss. Außerdem altert die Bevölkerung in Deutschland, und alte Menschen trinken meist weniger Alkohol als junge. Inzwischen haben Bierbrauer Hunderte von Sorten alkoholfreier Biere auf den Markt gebracht.
Verbraucherschützer werfen den Brauereien Schwindel vor.
Fast alle Biere, die als alkoholfrei angepriesen werden, enthalten etwas Alkohol - obwohl laut Umfragen 70 bis 80 Prozent der Bundesbürger vom Gegenteil überzeugt sind. Diese Spuren von Restalkohol wirken sich auf den Körper nicht aus und machen auch nicht betrunken. Doch es gebe auch eine Kennzeichnungspflicht, sagt der Deutsche Brauerbund. Die Verbraucherschützer werfen den Brauern vor, die Kunden jahrelang getäuscht zu haben
Wie alkoholfrei ist alkoholfreies Bier wirklich?
Biere mit 0,0 Volumenprozent Alkohol sind selten, bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol sind meistens enthalten. Zum Vergleich: Viele herkömmliche Pilsener haben um die 5 Prozent.
Warum gibt es kein wirklich alkoholfreies Bier?
Es ist eine Frage des Geschmacks. Bei der Gärung im Braukessel entstehen Kohlensäure und Alkohol. Das bringt den typischen Biergeschmack, der auch in sogenannten Alkoholfreien nicht fehlen soll. Die Verbraucher wollen offenkundig ein Bier, das dem klassischen Bier entspricht, deshalb ist auch Alkohol drin. Entweder wird die Gärung bei 0,5 Prozent beendet oder der Alkohol nachträglich entzogen.
Warum halten die Brauer am Wort alkoholfrei fest?
In den letzten zehn Jahren haben die deutschen Brauer beim Bierabsatz 10 Prozent verloren. Aber der alkoholfreie Bierverkauf schnellte nach oben: Rechnerisch ist schon jede zwanzigste Flasche alkoholfrei. Das Segment zählt wie die Mischgetränke zu den Hoffnungsträgern der Brauereien. Dürften sie nicht mehr »alkoholfrei« auf die Flaschen schreiben, wäre dieser Markt akut gefährdet.
Was ändert sich an der neuen Kennzeichnung?
Der Branchenverband hat nun zugesagt, den Brauereien eine freiwillige Kennzeichnung zu empfehlen. Die meisten wollen sie bis Ende 2014 einführen. »Alkoholfrei« darf weiter auf dem Etikett stehen, aber die Flasche muss zusätzlich den Hinweis »Alk. < 0,5 % vol.« oder eine vergleichbare Formulierung enthalten.
Was sagen Verbraucherschützer zu dieser Regelung?
»Es ist ein Kompromiss, der aber doch mehr Klarheit schafft«, sagte Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Dagegen erinnert der Verein Foodwatch an seine Maximalforderung: Nur Bier, das wirklich frei von Alkohol ist, dürfe als alkoholfrei vermarktet werden. Daher wird eine gesetzliche Regelung gefordert. Denn wenn vorn groß »alkoholfrei« auf der Flasche steht und hinten im Kleingedruckten »Alk. < 0,5 % vol.« gehe die Irreführung der Verbraucher weiter. dpa/nd
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