Das Null-Prozent-Angebot kann teuer werden
Ratenkredit
Urlaub auf Pump, der neue Flachbildfernseher zur Fußball-WM auf Pump, das Auto wird ohnehin meist geleast und später auf Raten abgestottert. Wer kauft, kann üblicherweise auch einen Ratenkredit abschließen. Viele Geschäfte locken mit einer Null-Prozent-Finanzierung. Solche Ratenkredite haben Tücken.
Unklarheit über wahren Preis
Boris Wita, Jurist bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, findet zahlreiche Ungereimtheiten bei Null-Prozent- Ratenverträgen. So wird nicht immer klar, was Küche oder Waschmaschine am Ende wirklich kosten. «Viele Verbraucher sagen uns, dass das sehr verklausuliert dargestellt wird, weil das natürlich die Menschen vom Kauf abhalten könnte.»
So kann die Laufzeit eines Null-Prozent-Kredits sehr kurz sein - ab da wird's dann richtig teuer. Üblicherweise liegen die Laufzeiten zwischen 6 und 24 Monaten. Doch schon am Laufzeitbeginn werden die null Prozent nicht immer eingehalten. Die Banken prüfen zunächst die Bonität - und bestehen dann etwa auf einer Restschuldversicherung. Das heißt, man versichert sich zugunsten der Bank gegen das Ratenausfallrisiko. Bei Möbelhäusern kann dies 0,69 Prozent ausmachen, pro Monat. So komme man schlimmstenfalls locker über die Zehn-Prozent-Hürde pro Jahr«, so Wita.
In der Kritik stehen nicht nur Null-Zins-Kredite: Alle Angebote unter 5 Prozent sollten Sie mit Skepsis beäugen!
Niedrige »nominale« Zinssätze täuschen fast immer über den Preis eines Kredits hinweg. Über die tatsächlichen Kosten eines Darlehens entscheidet nämlich der sogenannte Effektivzins. Der besteht nicht allein aus dem (niedrigeren) nominalen Zinssatz, sondern er berücksichtigt auch Gebühren und Bearbeitungsentgelte. Doch damit nicht genug: Die Palette der Gebühren kann im Einzelfall umfangreich sein und reicht von der Kreditvermittlungs- oder Bürgschaftsprovision über Bereitstellungszinsen und Kontoführungsgebühren (mehrere Euro pro Rate) bis hin zu den Kosten für die Restschuldversicherung.
Vorsicht: Nicht alle diese (verborgenen) Zusatzkosten werden von jedem Institut mit in den Effektivzins hineingerechnet! Fragen Sie also nach.
Unser Tipp: Banken, die mit einem ausufernden Kostenkatalog arbeiten, sollten grundsätzlich gemieden werden.
Was Sie wissen müssen: Der Kreditvertrag wird nicht mit dem Elektronikmarkt oder Möbelhaus abgeschlossen. Nein, immer mit einer Bank.
Stille Revolution im Gewerbe
Als Erfinder des Ratenkredits gilt die Deutsche Bank. »PKK« hatte der Geldgigant 1959 sein erstes Konsumdarlehen getauft - Persönlicher Klein-Kredit. Alsbald zogen die anderen Großbanken nach. Im westdeutschen Wirtschaftswunderland hatte die Hochfinanz das Massengeschäft entdeckt - und so den »kleinen Mann«, bis dahin ein geschütztes Reservoir für öffentliche Sparkassen und genossenschaftliche Volksbanken. Der Kauf von Schwarz-Weiß-TV, Plüschsofa oder Goggomobil konnte nun ohne konkrete Zweckbindung finanziert werden, gesichert nur durch persönliche Kreditwürdigkeit.
Ein Jahrzehnt später folgte der Dispositionskredit: Die Banken warteten nun nicht mehr auf den Kreditantrag eines Kunden, sondern boten von sich aus eine Überziehung des Privatkontos an. Ende der 60er Jahre noch eine stille Revolution im Geldgewerbe, summieren sich die Raten- und Dispokredite heute auf rund 200 Milliarden Euro.
Doch trotz teilweise niedriger Zinssätze bleibt Konsum auf Pump teuer - oft zu teuer. Wie Marktübersichten zeigen, ist die Spanne zwischen billigen und teuren Krediten groß. Zudem hängen Zinssätze oft von der Kundenbonität ab - Arbeitslose und Rentner zahlen daher drauf für den gleichen Kredit. Preisvergleiche zahlen sich also aus!
Nicht allein der Preis
Beim Abschluss eines Ratenkredits sollten Sie neben dem Preis auch auf die Möglichkeit einer vorzeitigen, günstigen Sondertilgung achten. Während der Dispo jederzeit getilgt werden kann, wird für die vorzeitige Ablösung eines Ratenkredites oft eine Vorfälligkeitsentschädigung von etwa einem Prozent der Restschuld fällig. Ansonsten gilt: »Erst sparen und dann kaufen« - das kommt billiger als Konsum auf Pump. Hermannus Pfeiffer
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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