Luxemburger Frank Schleck siegt am Berg der Holländer

Floyd Landis holt Gelb, auch Andreas Klöden macht Zeit gut

  • Tom Mustroph, LAlpe dHuez
  • Lesedauer: 3 Min.
John Schleck hat eine gute Nase. Der achtmalige Tour de France-Teilnehmer hatte seinem Sohn Frank am Ruhetag bereits einen guten Tag in den Alpen vorhergesagt. Im Tourradio kommentierte er den Fluchtversuch seines Sohnes und erneuerte die Prognose. Im Ziel hatte er sich bereits einen guten Platz gesichert, um den Filius in die Arme nehmen zu können, der als erster Luxemburger bei einer Touretappe so hoch in den Alpen triumphieren konnte. Im ersten Akt des Alpendramas tauchten mit den Italienern Damiano Cunego, Eddy Mazzoleni und Stefano Garzelli sowie dem Luxemburger Schleck Protagonisten wie aus dem Nichts heraus auf. Nebenhelden wie Andreas Klöden, die man fast abgeschrieben hatte, meldeten sich mit furiosen Attacken zurück. Andere, denen die Fachwelt einen großen Auftritt vorhergesagt hatte, strauchelten im entscheidenden Moment oder waren nicht fähig, anzugreifen. Rabobanks Denis Mentschow (Russland) hat mit seiner Schwäche in LAlpe dHuez erste Zweifel geweckt. Auch der Spanier Carlos Sastre zeigte sich beim Aufstieg nicht immer perfekt orientiert. Doch noch immer ist die Tour keineswegs entschieden. In einer Art negativer Auslese hat sich der US-Amerikaner Floyd Landis als der am wenigsten Schwache unter Starken erwiesen. Doch Mentschow (2:12 zurück), Sastre (2:17), Klöden (2:29), der Australier Cadel Evans (2:56) und sogar der frühere Überraschungsgelbe Oscar Pereiro Sio (Spanien, jetzt 10 Sekunden hinter Landis) können sich noch immer Hoffnungen auf einen Triumph auf den Champs Elysee machen. Die Favoriten halten sich immer noch merklich zurück. Keinen aus dem Kreis der Besten drängt es unbedingt ins Rampenlicht. Floyd Landis ist geradezu ein Meister in der Kunst des Abwartens. Seine Schweizer Phonak-Mannschaft ließ wie bereits in den Tagen zuvor eine Spitzengruppe ziehen. Das Ziel war klar: Kräfte für den finalen Aufstieg nach LAlpe dHuez sparen, anderen die Nachführarbeit überlassen, um den stärkeren Bergteams Rabobank und CSC die Motivation zur Attacke zu nehmen. Wer greift schon gern aus dem Gruppetto aus an? Diese Taktik ermöglicht es anderen Fahrern, eine Protagonistenrolle zu übernehmen. So kristallisierte sich diesmal Frank Schleck als Mann des Tages heraus. Der 26-jährige Luxemburger, der eigentlich zur Unterstützung seines Mannschaftskollegen Sastre nach vorn geschickt wurde, hielt seinen Vorsprung und vermochte den früheren Giro-Sieger Damiano Cunego zu distanzieren. »Ich habe mich gut gefühlt. Und als sich herausstellte, dass die Favoriten nicht mehr an uns herankommen, habe ich all meine Kräfte zusammengenommen«, meinte er im Ziel. Schleck bleibt nach seinem Tageserfolg in der Gesamtwertung Landis mit 7:07 Minuten Rückstand aber ungefährlich. Der Amerikaner betreibt ein Millimeterspiel, indem er lediglich darauf achtet, mit den besten der Favoriten ins Ziel zu kommen. Seine Taktik verschafft ihm allerdings mehr Konkurrenten. Viele Hunde, so weiß man, sind des Hasen Tod.
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