Israel weist internationale Kritik zurück
Bereits über 500 Todesopfer auf palästinensischer Seite / Fragen um gefangenen israelischen Soldaten
Im Norden an der Grenze, östlich von Gaza-Stadt, im Zentrum des dicht bevölkerten Landstrichs: Ohne Pause wurde am Montag gekämpft, während auch an diesem Tag immer wieder über dem Großraum Gaza die Schweife von Raketen zu sehen waren und jenseits der Grenze die Sirenen aufheulten. Der Einsatz werde weitergehen, »so lange, bis alle Israelis sicher leben können«, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu während eines Besuchs von Militärposten an der Grenze zum Gaza-Streifen.
Damit widersprach er öffentlich der Einschätzung von Verteidigungsminister Mosche Ja'alon. Dieser hatte am Rande eines Sicherheitsbriefings erklärt, der Einsatz werde »innerhalb von Tagen« beendet und ein Großteil der Raketen und Tunnel dann wohl zerstört sein. Innerhalb des Kabinetts ist das nun eine Einzelmeinung: Viele der Minister, und auch solche aus dem politischen Zentrum, das einer Bodenoffensive bislang kritisch gegenüberstand, sagen mittlerweile, die Offensive müsse ausgeweitet werden. Sie müsse so lange weitergehen, bis klar sei, ob der Gaza-Streifen demilitarisiert werden könne; wobei letzteres nach israelischer Lesart bedeutet, dass es im Gaza-Streifen künftig weder Raketen noch Tunnel gibt, über die man nach Israel eindringen könnte.
Mit Nachdruck weist Israel die internationale Kritik von sich, die angesichts der Zahl der Todesopfer, mittlerweile mehr als 500 auf der palästinensischen Seite, lauter wird. So verurteilte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Sonntag das israelische Vorgehen: Die Gewalt müsse sofort beendet werden.
Doch die Spannungen haben sich weiter verstärkt, seit Ezzedin-al-Kassam-Brigaden am Sonn- tagabend bekannt gaben, sie hätten einen israelischen Soldaten gefangen genommen. Als Nachweis wurde eine militärische Identifikationsnummer vorgelegt. Bilder auf pro-palästinensischen Webseiten, die die Entführung zeigen sollen, sind allerdings mehrere Jahre alt und zeigen nur eine vermummte Person in einer Uniform, wie sie vom israelischen Militär nicht mehr genutzt wird. Dem gegenüber steht, dass Israels Militär nicht direkt reagiert; es gibt nur Dementis von Diplomaten in den USA. Israels Medien schweigen zu dem Vorfall nahezu komplett.
Die Nachricht verfehlte ihre Wirkung allerdings: Im Gaza-Streifen und im Westjordanland jubelten die Menschen; Tausende versammelten sich zu spontanen Demonstrationen. Dort hofft man darauf, dass ein Soldat in Gefangenschaft die palästinensische Verhandlungsposition stärkt - in der Vergangenheit war es so, dass Israel bereit war, viel zu geben, um Soldaten tot oder lebendig zurück zu holen. Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand sind allerdings festgefahren: Die Hamas möchte lieber heute als morgen die Kämpfe beenden, während Israel weiterhin nach einem Plan für die Zeit nach dem Krieg sucht. Seite 6
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