»Ein schöner Tag«

Gläubiger der insolventen Energiefirma Prokon wollen die Windparks retten

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Träume des selbst ernannten Ökovisionärs Rodbertus sind kläglich geplatzt. Seine Windparks haben aber eine Zukunft.

Für Carsten Rodbertus war es ein schwarzer Dienstag. Auf der Gläubigerversammlung des insolventen Windenergieunternehmens Prokon in den Hamburger Messehallen lief alles gegen den Firmengründer und Ex-Chef. Zum krönenden Abschluss verlor er auch noch die letzte, entscheidende Abstimmung: 99,83 Prozent sprachen sich für die Weiterführung des Unternehmens und damit gegen Rodbertus und für den Insolvenzverwalter und seinen Rettungsplan aus. Vom berechtigten Stimmrechtskapital von rund 1,5 Milliarden Euro waren nach Angaben von Teilnehmern rund 850 Millionen Euro vertreten, persönlich oder durch Vollmacht.

In die riesige Halle »B6« der Hamburger Messe hätten weit mehr Menschen gepasst. Überraschenderweise waren nur 2350 der über 75 000 Prokon-Gläubiger angereist, wie eine Sprecherin des Insolvenzverwalters sagte. Eine vorsichtshalber bereitgestellte weitere Halle für eine TV-Übertragung blieb leer. Rodbertus hatte im Vorfeld einen luftigen Plan vorgelegt, wonach die Gläubiger nahezu schadlos aus der Insolvenz hervorgehen würden. Doch die Vollmachten seiner Gefolgsleute wurden wegen Formfehlern vom Landgericht Itzehoe für ungültig erklärt.

Obwohl die Gläubigerversammlung die Pleite endgültig besiegelte, sei es »ein schöner Tag« gewesen, sagt Rainer Doemen. Der Finanzwirt und Steuerexperte ist in seiner Freizeit Pressesprecher des Vereins »Die Freunde von Prokon«, der über 9000 Mitglieder zählt und etwa die Hälfte der anwesenden Stimmrechte in der Hamburger Messe vertrat. Der Verein war lange mit dem charismatischen Verkaufstalent Rodbertus durch dick und dünn gegangen, bis die berechtigten Zweifel an Buchführung und Geschäftspraxis nicht mehr nur den Medien in die Schuhe geschoben werden konnten. Dann stellte Rodbertus im Januar einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung. Aus war der Traum von der ethisch korrekten Geldanlage mit Superrendite - Rodbertus hatte jährlich acht Prozent versprochen. Ökonomisch der Todesstoß. Prokon-Freund Doemen über die Zeit danach: »Wir haben uns über rund sechs Monate, viele von uns häufig Tag und Nacht, dafür eingesetzt, dieses Etappenziel am Dienstag in unserem Sinne erfolgreich zu absolvieren.«

Das Ziel heißt nun »Prokon 2.0« und scheint machbar. Zwar droht den Gläubigern ein Verlust von mindestens der Hälfte ihres eingesetzten Kapitals, aber die andere Hälfte könnte erfolgreich »arbeiten«. Selbst während des Insolvenzverfahrens erweiterte Prokon seine Windparkstandorte, nachdem die entsprechende Finanzierung über eine Bank sichergestellt war. Der Windpark »Ferchland III« mit drei 2-Megawatt-Anlagen wurde in Sachsen-Anhalt fertiggestellt und geht demnächst ans Netz. 317 Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 530 Megawatt umfasst nun das Prokon-Portfolio. Weitere sollen hinzukommen. Andere Aktivitäten wie die Herstellung von Biodiesel und Pflanzenöl wurden oder werden abgestoßen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin will eine »Konzentration auf das Kerngeschäft« - die Windparks.

Und Penzlin wird dabei von einer breiten Mehrheit unterstützt, auch von der größten Gläubigergruppe. »In nächster Zeit wird sich der Verein intensiv damit befassen, wie wir frisches Kapital für Prokon 2.0 einwerben können«, verspricht Doemen. »So frühzeitig wie irgend möglich« soll frisches Kapital für Windparks bis zu deren Inbetriebnahme bereit stehen. Das sei auch das Beste für »den höchstmöglichen Werterhalt« der Gläubigeranteile.

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