Ignoranz statt Prävention
Uwe Kalbe über die Erkenntnisse der AIDS-Konferenz in Melbourne
Tratsch, Zurückweisung, Benachteiligung, Mobbing oder auch körperliche Gewalt - an AIDS Erkrankte sind auch in Deutschland Diskriminierungen ausgesetzt. Jede erlittene Herabsetzung ist für den Betroffenen ein Konflikt, womöglich ein Drama. Und doch ein vergleichsweise erträgliches Leid, wenn man es mit dem in vielen anderen Ländern vergleicht. Auf der nun zu Ende gegangenen AIDS-Konferenz in Melbourne bot sich Gelegenheit, das Ausmaß des Problems weltweit in Augenschein zu nehmen. Trotz medizinischer Fortschritte ist Heilungsgarantie nicht in Sicht.
Die Fachleute konstatierten dennoch einen Fortschritt - an Erkenntnis in den eigenen Reihen. Es herrscht nunmehr Konsens darüber, dass das Infektionsrisiko und politische und soziale Verhältnissen miteinander zu tun haben. Wer AIDS hat, wird diskriminiert, aber auch: Diskriminierung hat höhere Infektionsraten zur Folge. Der einfache Grund ist Angst. Ignoranz statt Prävention. Nur die Hälfte der über 35 Millionen Infizierten und Erkrankten weiß von ihrem Schicksal, nur 14 Millionen werden vernünftig behandelt. Vor allem aber: In 78 Ländern werden gleichgeschlechtliche Beziehungen strafrechtlich verfolgt, in sieben bis zur Todesstrafe. Genau dort wird das Virus zuletzt beherrschbar sein. Dass die Fachleute nun mit einer Stimme warnen, wird nicht reichen.
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