Nahost: Zwölf Stunden Feuerpause vereinbart

Humanitäre Waffenruhe soll Zivilbevölkerung Versorgung ermöglichen / Außenminister treffen sich in Paris / Kerry: Bemühungen um diplomatische Lösung gehen weiter

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Berlin. Im Gaza-Konflikt sollen seit 8 Uhr Ortszeit die Waffen schweigen - für wenigstens zwölf Stunden. Das israelische Militär hatte am frühen Samstagmorgen mitgeteilt, dass es eine so lange andauernde humanitäre Waffenruhe geben solle. Die radikalislamische Hamas bestätigte die Feuerpause. Zunächst war unklar, ob diese von beiden Seiten eingehalten wird.

Die Waffenruhe habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu US-Außenminister John Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugesagt, sagte ein hoher israelischer Beamter der Zeitung »Haaretz« am Abend zuvor. Die Zivilbevölkerung solle sich mit Lebensmitteln und Wasser versorgen können. Krankenhäuser sollten ihre Vorräte an Medikamenten aufstocken und internationale Hilfsorganisationen humanitäre Hilfe leisten können. Die israelische Armee setzt in dieser Zeit nach eigenen Angaben allerdings das Lokalisieren und Zerstören von Tunneln der Hamas im Gazastreifen fort. Sollten palästinensische Militante die Feuerpause nutzen, um israelische Soldaten anzugreifen oder auf israelische Zivilisten zu schießen, werde die Armee dies beantworten, hieß es.

Wenige Stunden nach Inkrafttreten der kurzen Feuerpause wollen am Samstag zahlreiche Außenminister in Paris über die Lage im Gazastreifen beraten. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP werden zu dem Treffen neben US-Außenminister John Kerry und seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, William Hague aus Großbritannien sowie Vertreter aus Italien, Katar, der Türkei und der EU erwartet. Kerry sagte, es gebe weiterhin Differenzen über den Rahmenplan für eine Feuerpause. Nach seinen Vorstellungen sollen die Kämpfe ab Sonntag zunächst für sieben Tage eingestellt werden. Die Zeit soll für Gespräche über eine längerfristige Friedenslösung genutzt werden, wie »Haaretz« schreibt.

Israel lehnte den Vorschlag Kerrys in der gegenwärtigen Form ab. Die Diskussionen über eine Nachbesserung des Vorschlags würden aber weitergehen, hieß es. Auch die militanten Palästinenser in Gaza prüften den Vorschlag der USA, reagierten zunächst aber offiziell nicht darauf.

Kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe wurden nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste bei einem israelischen Artillerieangriff auf ein Wohnhaus in Chan Junis im südlichen Gazastreifen mindestens 16 Menschen getötet und 12 verletzt.

Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza sollen in dem Konflikt bereits 865 Palästinenser getötet worden sein, darunter 208 Kinder und 82 Frauen. Mehr als 5.700 Menschen wurden den Angaben zufolge in den vergangenen zweieinhalb Wochen verletzt, darunter 1.779 Kinder und 1.112 Frauen. Auf israelischer Seite erhöhte sich die Zahl der getöteten Soldaten auf 35, wie die Armee mitteilte. Auch drei Zivilisten starben. Agenturen/nd

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