Maas will Mietpreisbremse aufweichen
Mehr Ausnahmen bei Neubauten im Gespräch / Offenbar Zugeständnis an die Union
Berlin. Bei der geplanten Mietpreisbremse zeichnen sich mehr Ausnahmen ab als bisher vorgesehen. »Wir können darüber diskutieren, Neubauten von der Mietpreisbremse auszunehmen«, sagte Justizminister Heiko Maas (SPD) auf dpa-Anfrage. Der ursprüngliche Entwurf sieht dies nur für erstmalige Vermietungen neu gebauter Wohnungen vor. »Wir wissen, dass zurzeit viel in den Wohnungsbau investiert wird. Diese Investitionsbereitschaft wollen wir erhalten«, sagte der Minister.
Die Bremse sieht vor, dass bei einem Mieterwechsel die neue Miete künftig maximal zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen darf. In welchen Gebieten dies greift, sollen die Bundesländer für fünf Jahre festlegen können. Drastische Mietsprünge gibt es vor allem in vielen Großstädten und Universitätsstädten. Aus der Union und von Hauseigentümern war mehrfach Kritik an den Plänen laut geworden.
Diesen Protest hatte der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, Ulrich Ropertz, dieser Tage im nd-Interview als »pure Ideologie« bezeichnet.Eine Kampagne wie die jetzige gegen die Mietpreisbremse habe er in den letzten 30 Jahren nicht erlebt. Ropertz wies die Behauptung zurück, die Mietpreisbremse würge den Neubau von Wohnungen ab. Die Immobilienkonzerne würden in großem Umfang Wohnungen kaufen, weil mit denen gute Gewinne zu machen seien. »Die fürchten offensichtlich alle nicht, dass ihre Geschäfte durch die Mietpreisbremse zum Erliegen kommen«, so Ropertz gegenüber »nd«.
Laut Minister Maas soll die Mietpreisbremse »wie geplant im Laufe des kommenden Jahres in Kraft treten«. Er gehe davon aus, dass der Entwurf in den Wochen nach der parlamentarischen Sommerpause vom Kabinett beschlossen werden könne. In der Koalition werde auch darüber gesprochen, dass sowohl das Gesetz als auch die darauf entstehenden Verordnungen der Länder jeweils für fünf Jahre gelten sollen. »Ich halte es für richtig, nach fünf Jahren zu evaluieren, wo das Instrument genutzt worden ist und welche Wirkungen es hatte«, so Maas.
Der Minister verteidigte die Pläne gegen Kritik. »Was wir vorgelegt haben, ist ein vernünftiger Mittelweg, mit dem alle leben können.« Außerordentliche Renditen für Geldanleger gebe es im Wohnungsmarkt nur, wenn die Mietpreise weiter sehr stark anziehen. »Wohnungen können aber nicht wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Wohnungen sind ein Zuhause für Menschen.« Der Wohnungsmarkt sei daher »der völlig falsche Platz für die Fantasien von reinen Profitmaximierern«.
Die ebenfalls vorgesehenen Änderungen bei Maklerkosten seien eine Frage der Gerechtigkeit: »Wir wollen, dass in Zukunft derjenige den Makler bezahlt, der ihn bestellt hat - und nicht immer automatisch der Mieter.« Oft bekämen Mieter die Kaution ihrer vorigen Wohnung erst Monate später zurück. »Wenn sie dazu wie bisher automatisch die Maklerkosten für die neue Wohnung tragen müssen, kommt einfach zu viel zusammen.«
Zu Forderungen des Landes Berlin und des dortigen Justizsenators Thomas Heilmann (CDU), das Bestellerprinzip für Maklerkosten auch auf Hauskäufe auszudehnen, äußerte sich Maas zurückhaltend, aber gesprächsbereit. »Bei der Miete ist das Problem drängender. Es sind weit mehr Menschen betroffen«, sagte er. »Und es sind meistens auch Menschen betroffen, die weniger Geld haben als jemand, der eine Wohnung kaufen kann.« Wenn die Union dies wolle, könne man aber auch darüber jederzeit reden. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.