Herdprämien-Blockade
Stefan Otto über die fatalen Auswirkungen des Betreuungsgeldes
Die jüngste Untersuchung zum Betreuungsgeld entfacht erneute Kritik an der ohnehin höchst umstrittenen Familienleistung. Die Studie bringt in der Tat interessante Details zum Vorschein:
Zum einen, wie viel 100 Euro Wert sind. Für Menschen, die von Armut bedroht sind, ist das tatsächlich viel Geld. Insbesondere für bildungsferne Milieus und Einwandererfamilien ist das Betreuungsgeld daher ein Anreiz, ihre Kinder erst mit dem dritten Lebensjahr in die Kita zu geben und bis dahin die Herdprämie zu beziehen. Wer jedoch gut situiert lebt, für den spielen 100 Euro bei der Überlegung, wann das Kind in die Kita gehen sollte, nur eine untergeordnete Rolle.
Zum anderen erweist sich laut Studie das Betreuungsgeld nicht als Alternative zur Kita, wie es die Union immer wieder erklärte, sondern als Konkurrenz – zweifellos mit fatalen Auswirkungen. Denn gerade jene Kinder, die in einer Kita besonders gefördert werden müssten, bleiben den Einrichtungen fern. Erst vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung ein 100 Millionen Euro teures Programm zur Integration und Sprachförderung in Kitas erneuert. Der Erfolg dieser Maßnahme muss nun infrage gestellt werden, weil durch die Herdprämie viele Kinder nicht erreicht werden. Eine familienpolitische Maßnahme hebelt damit eine andere aus.
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