»Ich habe die Chance meines Lebens«

Der Spanier Oscar Pereiro fährt nach den Alpen immer noch in Gelb

  • Lesedauer: 3 Min.
Oscar Pereiro (28) ist der Überraschungsmann der Überraschungstour. Der Spanier bekam auf einer Übergangsetappe zwischen Alpen und Pyrenäen vom Peloton das Gelbe Trikot »geschenkt« und gab es nur für einen Tag wieder ab. Vor dem Zeitfahren am Sonnabend ist er nun endgültig in eine Favoritenrolle gerutscht.
ND: Oscar Pereiro, haben Sie sich je vorstellen können, was Ihnen jetzt passiert?
Pereiro: Absolut nicht. Ich kam hierher als Helfer für Alejandro Valverde. Nach seinem Ausfall und der schlechten Form von Wladimir Karpets wären wir mit einem Etappensieg zufrieden gewesen.

Sie selbst hatten also gar keine Ambitionen?
Das nun auch nicht. Ich habe mich von Anfang an gut gefühlt. Ich bin mit zwei Kilogramm weniger Gewicht in die Tour gegangen und habe mit einem Platz unter den ersten Fünf geliebäugelt. Aber dann kam mein Einbruch in den Pyrenäen. Ich kann mir die dort verlorene halbe Stunde bis heute nicht erklären. An Form habe ich dabei nicht eingebüßt. Es war einfach ein schlechter Tag. Aber vielleicht hat genau dieser Rückschlag mich jetzt nach vorn gebracht.

Müssen sich die Favoriten jetzt ärgern, dass sie Ihnen in Montelimar soviel Vorsprung ließen?
Es sieht ganz so aus. Phonaks Entscheidung konnte ich noch verstehen. Sie brauchten ein anderes Team, das das Rennen mit kontrolliert, das sich die Arbeit mit ihnen teilt. Die anderen haben wahrscheinlich nicht gedacht, dass ich überhaupt eine Rolle im Klassement spielen würde.

Ihre Mannschaft Caisse dEpargne war in der letzten Woche das Team, das am meisten versucht hat, das Feld zu kontrollieren. Hat Sie diese Aufgabenverteilung selbst überrascht?
Die Jungs haben eine großartige Arbeit abgeliefert. Sie waren einfach fantastisch. Die anderen Teams haben ihre Verantwortung nicht wahrgenommen. Ich habe am Donnerstag Carlos Sastre aufgefordert, dass CSC mitmachen soll bei der Verfolgung von Floyd Landis. Aber er wollte nicht. Landis war bereits weit weg vom Podium, aber CSC hat ihn wieder zurück gebracht.

Haben Sie eine Erklärung für das Zögern der anderen?
Jeder denkt hier nur daran, seine Kräfte und die Kräfte der Mannschaft aufzusparen für den einen entscheidenden Angriff. Jeder denkt nur an sich selbst.

Sie waren im letzten Jahr noch bei Phonak. Ist Ihr Gelbes Trikot jetzt so etwas wie die Rache am alten Arbeitgeber?
Nein, gar nicht. Ich habe Phonak viel zu verdanken. Floyd Landis ist ein Freund. Ich freue mich, ihn weit vorn zu sehen und habe seinen schwarzen Tag bedauert. Ich wäre auch nie der erste gewesen, der in diesem Moment attackiert.

Wie sehen Sie jetzt Ihre Chancen auf den Toursieg?
Diese Tour ist völlig verrückt. Ich habe die Chance meines Lebens. Ich kann nicht sagen, ob ich am Ende ganz vorn stehen werde. Ich werde alles geben. Bei den letzten beiden Tourzeitfahren habe ich zwar mehr als anderthalb Minuten auf Landis verloren, aber nur 24 bzw. 30 Sekunden auf Sastre und weniger als eine Minute auf Klöden und Evans. Das macht mir Mut. Und ich habe noch etwas zuzusetzen.

Interview: Tom Mustroph
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