Bankenkrise: Portugal will harte Strafen

BES-Rettung kostet Crédit Agricole 708 Millionen Euro

  • Lesedauer: 2 Min.

Lissabon. Nach der milliardenschweren Rettung der portugiesischen Banco Espírito Santo (BES) hat die Regierung in Lissabon »harte Strafen« für die Verantwortlichen der Krise gefordert. »Es muss da eine Untersuchung geben« und »die Verantwortlichkeiten müssen festgestellt werden«, hob Portugals Finanzministerin Maria Luis Albuquerque hervor. Die Probleme kosteten die französische Großbank Crédit Agricole - einen der BES-Hauptaktionäre - bereits 708 Millionen Euro.

Finanzministerin Albuquerque versicherte, es gehe nicht darum, »kleine Investoren« zu bestrafen. Für die Verantwortlichen der Krise bei der BES, die wegen Unregelmäßigkeiten bei einer mit ihr verbundenen Holding einen Rekordverlust von 3,6 Milliarden Euro allein für das erste Halbjahr ausweisen musste, müsse es aber »harte Strafen« geben, sagte sie im staatlichen portugiesischen Fernsehen am Montag. Sie erinnerte daran, dass »die Pleite einer Bank dieser Größe ernsthafte Risiken für die Wirtschaft« des Landes bedeutet hätte.

Die Banco Espírito Santo war vom portugiesischen Staat gerettet worden. Sie wurde in zwei Teile zerschlagen: Faule Kredite wurden in eine »Bad Bank« ausgelagert, deren Eigentümer nun die bisherigen Aktionäre der BES sind - darunter auch die Crédit Agricole. Aus dem gesunden Teil wurde mit einer Kapitalspritze von fast fünf Milliarden Euro eine neue Bank. Damit kamen erstmals die neuen EU-Regeln zur Bankenrettung zur Anwendung.

Die französische Crédit Agricole, die mit 14,6 Prozent einer der Hauptaktionäre von BES war, setzte den Wert ihrer Anteile von 206 Millionen Euro auf null herab. Zudem schrieb das Geldin-stitut wegen seines Anteils an den BES-Verlusten 502 Millionen Euro ab. Insgesamt kam Crédit Agricole dadurch im zweiten Quartal nur noch auf einen Nettogewinn von 17 Millionen Euro nach 696 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Die Crédit Agricole war seit den 1980er Jahren mit der Familie Espírito Santo in Portugal geschäftlich verbunden. Nach einem Einstieg bei BES in den 90er Jahren zogen sich die Franzosen ab 2012 schrittweise zurück. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.