Das Urteil von Phnom Penh
Detlef D. Pries zum Prozess gegen die Anführer des Pol-Pot-Regimes
Sehr lange währte der Streit über die Einrichtung des Tribunals gegen die Führer des Pol-Pot-Regimes, das den Tod von zwei Millionen Menschen in Kambodscha zu verantworten hat. Beschlossen wurde schließlich, nur die Zeit zwischen dem 17. April 1975 und dem 9. Januar 1979 zu verhandeln, ohne Vor- und Nachgeschichte. Dennoch grub das Gericht während des Verfahrens gegen Nuon Chea und Khieu Samphan tief in den Wurzeln der kommunistischen Bewegung Indochinas, deren schwächster Zweig stets der kambodschanische war. Und wohl auch geblieben wäre, hätten die USA das Land nicht in ihren Vietnam-Krieg gezerrt und 1970 in Phnom Penh nicht dem hörigen Marschall Lon Nol in den Sattel geholfen. Der gestürzte Staatschef Norodom Sihanouk rief seine Khmer darauf zum Widerstand in den Dschungel, wodurch die wenigen »Roten« dort unerwarteten Zulauf erfuhren - und 1975 die Macht eroberten. Nichts kann die Verbrechen der »Brüder« Pol Pots rechtfertigen, die ihre Menschenverachtung und ihren dumpfen Nationalismus mit unverstandenen kommunistischen Lehrsätzen verbrämten. Nuon Chea und Khieu Samphan wurden zu Recht mit der höchstmöglichen Strafe belegt. Zum »Nürnberg des Kommunismus«, wie oft beschrieben, taugte der Prozess in Phnom Penh indes nicht. Geschichte, zeigt sich erneut, ist nicht per Justizurteil zu schreiben.
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