Die Geister der Vergangenheit kehren wieder
Nicaragua präsentiert die Tatverdächtigen der Juli-Anschläge auf Sandinisten - ihre Motive bleiben verworren
Nicaraguas Polizei hält die tödlichen Anschläge Mitte Juli auf Sympathisanten der Sandinisten für aufgeklärt. Die mutmaßlichen Täter sind festgenommen; die Motive aber bleiben weiter im Dunkeln.
Acht Männer zwischen 41 und 61 Jahre alt, präsentierte Nicaraguas Polizei am vergangenen Donnerstag der Öffentlichkeit; nach einem weiteren wird noch gefahndet. Sie sollen an dem Blutbad vom 19. Juli beteiligt gewesen sein. Bei zwei Angriffen auf eine Karawane von Sympathisanten der regierenden Sandinisten im Landkreis Matagalpa im Nordwesen Nicaraguas waren fünf Menschen erschossen und 24 weitere verletzt worden. Die attackierten Busse befanden sich auf dem Rückweg von den Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag der Sandinistischen Revolution in der Hauptstadt Managua.
Was veranlasst eine Gruppe von Menschen, einen solchen Angriff zu koordinieren und ein Blutbad anzurichten? Handelt es sich um eine Botschaft an die Regierung, die Polizei? Bereits kurz nach der Tat waren vier Männer festgenommen worden. Sie sollen Steine geworfen haben, um die Busse zum Anhalten zu zwingen. Drei von ihnen haben sich selbst als Sandinisten bezeichnet, was die Angelegenheit noch verworrener macht.
Laut Polizei war es kein spontaner Überfall, sondern ein geplanter Hinterhalt. Seit dem 20. Juni habe es im Haus eines Verdächtigen Treffen gegeben, auf denen Einzelheiten besprochen wurden, erklärte Nicaraguas Polizeichefin Aminta Granera. Kurz nach den Attentaten hatte sich die unbekannte Gruppe »Bewaffnete Kräfte der Nationalen Rettung - Heer des Volkes« auf ihrer Facebook-Seite zur Tat bekannt. Allerdings ist unklar, ob die Gruppe wirklich existiert und wenn, auch tatsächlich für das Verbrechen verantwortlich ist.
Die Anschläge haben in der Bevölkerung Befürchtungen an eine Rückkehr der Contras (Kurzform für Konterrevolutionäre) geweckt. Die von den USA unterstützten paramilitärischen Gruppen hatten in den 1980er Jahren gegen die sozialistische sandinistische Regierung Krieg geführt und Massaker an der Zivilbevölkerung verübt. In den vergangenen Jahren gab es einzelne Berichte über Zusammenstöße bewaffneter Gruppen mit Polizei und Armee im Norden des Landes. Über die Größe und Schlagkraft dieser Gruppen ist allerdings so gut wie nichts bekannt. Zuletzt hatte der Bischof von Estelí, Juan Abelardo Mata, die Behörden gewarnt, die bewaffneten Gruppen nicht »herunterzuspielen«. Armee als auch Polizei sprechen immer wieder von »gemeinen Kriminellen«, die plünderten.
Eine ähnliche Sprachregelung gibt es scheinbar auch für die Attentate vom 19. Juli. Zwar hat es keinen Raub gegeben, Polizeichefin Granera aber schließt politische Motive aus. Sie vergleicht die Tat mit Amokläufen in Schulen in den USA. Auch dort werde nichts geraubt, ohne dass gleich nach der politischen Motivation gefragt werde. »Es handelt sich um Kriminelle mit Vorstrafen und wir behandeln sie wie Kriminelle«, so Granera. Angaben, wie die Täter an die Waffen gelangt sind oder sich finanziert haben, machte sie nicht. »Es ist ein gemeines Verbrechen gewesen«, so Granera. Das erscheint angesichts des symbolischen Datums und den sandinistischen Opfern jedoch ungewiss. Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass einer der Tatverdächtigen Verbindungen zum mexikanischen Drogenkartell Los Zetas haben soll. Auch die Beteiligung eines Mannes mit Verbindungen zu der mächtigen Verbrecherorganisation erklärte die Polizei nicht.
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