Washingtoner Realitäten
Olaf Standke über den Rassismus in den USA
Ein afroamerikanischer Präsident wie Barack Obama wäre vor 30 Jahren nicht denkbar gewesen, heute aber sei das die Realität in den USA. Mit diesen Worten verteidigten sich Regierungsvertreter im Genfer UN-Komitee zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung gegen Kritik an den Zuständen in ihrem Land. Es ist aber auch dieser Präsident, der gerade wieder nach tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen jungen unbewaffneten Schwarzen und massiven Protesten eindringlich zur Ruhe mahnen musste. Nicht zum ersten Mal in seiner Amtszeit. Zuletzt hatte der Fall des erschossenen Teenagers Trayvon Martin eine landesweite Kontroverse um Rassismus und laxe Waffengesetze ausgelöst - der Prozess endete mit Freispruch für den Todesschützen.
Auch in Washington beginnt gar nicht weit vom Weißen Haus jene andere Realität, auf die das UN-Komitee hinweist: Obwohl Afroamerikaner nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind sie Opfer in jedem zweiten Mordfall. Für schwarze Männer ist die Wahrscheinlichkeit, erschossen zu werden, sieben Mal größer als für weiße. Und die Liste lässt sich fortführen: So sind etwa ihre Arbeitslosen- und Armutsquoten doppelt so groß wie im US-Durchschnitt. »Die Narben und Makel des Rassismus sind immer noch tief in die amerikanische Gesellschaft eingebrannt«, sagt John Lewis, ein Weggefährte Martin Luther Kings. Daran konnte auch ein Präsident Obama wenig ändern.
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