Hegel und der Casus Belli
Ingolf Bossenz zum Pazifismus von Margot Käßmann
Das Gewissen, bemerkte Hegel, drücke die absolute Berechtigung des subjektiven Selbstbewusstseins aus, nämlich in sich und aus sich selbst zu wissen, was Recht und Pflicht ist. Luther hatte den gleichen Sachverhalt übersichtlicher formuliert: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!« Margot Käßmann, Lutherbotschafterin der EKD, steht der Rigorosität des von ihr beworbenen Reformators nicht nach, wenn es um Krieg und Frieden geht. Erklärte sie Ende 2009 - damals noch als EKD-Ratsvorsitzende -, wo »nichts« gut ist (nämlich in Afghanistan), teilte sie jetzt mit, was sie gut fände: wenn Deutschland auf eine Armee verzichten könnte und sich nicht an Kriegseinsätzen beteiligen würde.
Derart radikal-pazifistische Ansichten nehmen sich nachgerade wunderlich aus in einer Zeit, da der Ruf nach und zu den Waffen selbst im linken Lager ertönt. Aus den Bergen Kurdistans steigt düster-drohend der Casus Belli auf, an dem sich deutsches Gewissen messen lassen muss. Frieden schaffen ohne Waffen? Ein Schmarrn! Die bislang bizarrsten Worte fand jetzt der CDU-Europaparlamentarier Elmar Brok: »Die Käßmannisierung der Republik sollte nicht noch weiter vorangetrieben werden.« Worte, die Margot Käßmann in der »absoluten Berechtigung des subjektiven Selbstbewusstseins« allerdings durchaus bestärken sollten.
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