Metropolit Onufri will Krim zurück
Neues Oberhaupt der ukrainischen Orthodoxen steht nur kirchlich ganz treu zu Moskau
Der Kiewer Metropolit Onufri tritt für die Rückgabe der Krim an die Ukraine ein. Onufri ist das neu gewählte Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. »Als ukrainische Bürger denken wir über die Situation mit der Krim genauso wie unsere Regierung und die ganze Weltgemeinschaft: Die Krim ist Territorium der Ukraine und sie muss in den Bestand des ukrainischen Staates zurückgeführt werden«, erklärte der Sprecher der ukrainischen Kirche, Erzbischof Georgi Kowalenko, vor Journalisten in der ukrainischen Hauptstadt.
In der ukrainischen Kirche des Moskauer Patriarchats freue man sich auch darüber, dass ukrainische Bistümer auf der Krim weiterhin dem Kiewer Metropoliten unterstellt bleiben. Die Haltung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche werde vom Moskauer Patriarchat unterstützt, wo man davon ausgehe, dass Staatsgrenzen nicht immer mit den kirchlichen Grenzen identisch sein müssen, sagte Georgi weiter. Deshalb gebe es keinen innerkirchlichen Konflikt wegen der Krim. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche treffe Entscheidungen selbstständig und unabhängig von Moskau, hieß es. Zum Moskauer Patriarchat bestehe nur ein rein kanonisches Verhältnis, so der Sprecher.
Nach dem Ableben seines Vorgängers, dem Metropoliten von Kiew Wladimir, war Onufri unter drei Anwärtern für das höchste Amt gewählt worden. Bei der Inthronisierung am Sonntag in Kiew wurde ein Schreiben des Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kyrill verlesen, in dem Onufris Amtsübernahme gesegnet wird. Zu der feierlichen Zeremonie kam der Leiter der Auslandsverbindungsstelle des Moskauer Patriarchats, Metropolit Ilarion.
Onufri, mit weltlichem Namen Orest Beresowski, wurde 1944 als Sohn eines Dorfpriesters in der Bukowina (Karpatengebiet) geboren. Er studierte an der Geistlichen Akademie in Moskau und trat dort in den Mönchsstand ein. Seit 1990 leitete er die Bistümer von Tschernowitz und Bukowina. Als Metropolit Wladimir vor einem halben Jahr unheilbar erkrankte, wurde Onufri Platzverweser des Kiewer Metropolitenamts.
Doch Onufri steht nur der »offiziellen« Kirche vor, die treu zu Moskau steht. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats dagegen lehnt die kanonische Unterstellung unter Moskau ab. Deren Patriarch Filaret äußerte sich über Onufris Wahl denn auch skeptisch. »Das erzbischöfliche Konzil der Ukrainischen Kirche des Moskauer Patriarchats hat einen Nichtpatrioten gewählt«, erklärte er. Onufri lehne die Autokephalie - die volle Eigenständigkeit - der Ukrainischen Orthodoxen Kirche ab, er sei gegen die Integration nach Europa und verurteile die russische Aggression nicht.
Filaret hatte sich 1991 zum Patriarchen von Kiew und der ganzen Ukraine erklärt. Er wurde daraufhin vom Moskauer Patriarchat seines Amts enthoben, mit Kirchenbann belegt und aus der Kirche ausgestoßen. Seine Spalterkirche wurde weltweit von keiner orthodoxen Landeskirche anerkannt. Seitdem existieren in der Ukraine zwei christlich-orthodoxe Kirchen nebeneinander. Bei seiner Inthronisierung erklärte Onufri, er wolle trotz Differenzen im Dialog mit der anderen ukrainischen Kirche bleiben.
Eine Reaktion des Moskauer Patriarchats auf Onufris Äußerungen zur Krim blieb bisher aus. Patriarch Kyrill gilt als treuer Gefolgsmann des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zwar hatte er sich wiederholt über die Unteilbarkeit des traditionellen »kanonischen« Gebiets der russisch-orthodoxen Kirche geäußert, doch richteten sich diese Äußerungen vor allem gegen den Spaltpilz in Kiew und die Angriffe der Unierten auf orthodoxe Gemeinden im Westen der Ukraine.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.