Zu wenig Bürokratie
Kurt Stenger über deutsche Medien, Staubsauger und die Konzernlobby
Sie geistern wieder durch die deutsche Medienlandschaft: die »irren« EU-Bürokraten, die uns armen Verbrauchern alles vorschreiben wollen. Jetzt verbieten sie Staubsauger mit hoher Leistung, so dass wir künftig den Schmutz nicht mehr wegbekommen. Solch plumpe Brüssel-Schelte verkleistert freilich den Blick auf die Realität: Alles regelt der Markt - mit der Folge, dass Verbraucher durch Werbesprüche desinformiert sind und in ihrer Verzweiflung zu Geräten mit hoher Wattzahl greifen. Die verbrauchen viel Strom und sind laut, doch den Teppich bekommt man nur schlecht sauber. Dass die Politik die Hersteller nötigt, endlich effiziente Produkte zu entwickeln, war überfällig. Ob die Medienschelte damit zusammenhängt, dass deutsche Firmen zu den wichtigen Staubsaugerherstellern gehören?
Für Jubelstürme sollte die Neuregelung aber nicht herhalten. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen EU-Effizienzvorschriften für Produkte in Privathaushalten sowie solchen für industrielle Prozesse - hier leistet die Konzernlobby ganze Arbeit. Dass sich so wenig bewegt, liegt aber weniger an der EU-Kommission als an nationalen Regierungen, die Fortschritte blockieren oder sich nicht an Stromsparvorschriften halten - auch gegen Deutschland eröffnete die Kommission ein Verfahren. Es gibt also eher zu wenig Brüsseler Bürokratie, die auch noch wenig Durchschlagskraft hat.
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