Gleichmutlos
Uwe Kalbe über die Sachsen-Wahl
Stanislaw Tillich wandert gern; wie weit seine Bewegungsfreude wirklich reicht, muss sich nun beweisen. Sicher ist, dass der alte Ministerpräsident auch der neue sein wird, aber für ein einfaches Weiter-so reicht es nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Landtag nicht. Von der absoluten Mehrheit kann die CDU nur träumen, ein neuer Regierungspartner muss her. Vor der Wahl hatte Tillich eine gewisse Abneigung gegenüber der Alternative für Deutschland gezeigt, die Bundes-CDU gar einen Bann ausgesprochen; mal sehen, ob dies Bestand hat. Denn die Alternative für Sachsen – eine Große Koalition mit der SPD – dürfte der CDU einiges abverlangen, auch wenn eventuelle Hoffnungen auf einen Politikwechsel getrost um weitere Jahre zu vertagen sind. Dass die SPD sich lange ziert, davon ist jedenfalls nicht auszugehen.
Das kann man ihr nicht mal vorwerfen, denn eine Mitte-Links-Mehrheit ist weit und breit nicht in Sicht. Das trifft die Linkspartei am härtesten, die als zweite Kraft ein anständiges, kein berauschendes Ergebnis einfuhr. Die Grünen signalisierten mit ihrem gleichzeitigen Zwinkern nach links und rechts gar keinen Änderungsbedarf und haben mit kaum sechs Prozent die Quittung erhalten. Die LINKE beschwor einen Überdruss der Sachsen gegenüber der CDU, den diese aber offenkundig nicht teilen. Das zeigt sich nicht nur im Ergebnis der CDU, sondern auch in der Wahlbeteiligung, die ein Zeichen von Gleichmut ist. Leider auch gegenüber der NPD, die es wohl erneut geschafft hat. Der Kurs für Sachsen heißt jedenfalls weiter mutlos: »Verwalten statt Gestalten«.
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