Putschgefahr
Olaf Standke über den sich zuspitzenden Konflikt in Pakistan
Am Wochenende forderten die seit Wochen andauernden Proteste gegen die Regierung in Islamabad die ersten Todesopfer, als die Polizei Demonstranten mit Gewalt am Vordringen zur Residenz von Premierminister Nawaz Sharif hinderte. Gestoppt hat sie das nur kurz. Am Montag stürmten Hunderte den staatlichen Fernsehsender PTV und brachten den Betrieb zeitweise zum Erliegen. Erst der Einsatz von Soldaten sorgte wieder für Ruhe. Aber wie lange wird sie anhalten? Die vom Oppositionspolitiker Imran Khan und dem Geistlichen Tahir ul-Qadri angeführten Demonstranten fordern den Rücktritt des Regierungschefs. Die Freude über seinen Wahlsieg vor 16 Monaten hielt nicht lange, längst regiert Frust im Land. Mehr Jobs, mehr Strom, mehr Sicherheit - kein Wahlversprechen wurde eingelöst.
Der einstige Cricket-Star Khan wirft Sharif zudem massive Wahlfälschung vor und verließ mit seinen Abgeordneten das Parlament. Qadri präsentiert sich als Kämpfer gegen Korruption und strebt ein Technokraten-Kabinett an - nur wer soll es installieren? Beide verbindet über den angestrebten Sturz Sharifs durch die Straße wenig. Verfassungsgemäß wäre der so wenig wie ein Eingreifen des Militärs, das offiziell noch auf politische Lösungen drängt. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass es nach der Macht im Atomwaffenstaat greifen würde. Auch Sharif wurde schon als Ministerpräsident weggeputscht.
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