Zalando zieht es an die Börse
Experten werten möglichen Wert auf bis zu sechs Milliarden Euro
Berlin. Der Onlinemodehändler Zalando will noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Der genaue Termin für den Gang aufs Handelsparkett hänge ab vom Börsenumfeld, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit. Das Unternehmen will mit dem Börsengang sein Kapital erhöhen.
Das Erreichen der Gewinnschwelle im ersten Halbjahr sei ein »wichtiger Meilenstein«, erklärte Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Er unterstreiche die Attraktivität des Geschäftsmodells. Der Gang an die Börse soll Zalando »die nötige Flexibilität geben, unsere langfristigen Wachstumsambitionen weiterzuverfolgen«.
Ziel sei es, dass am Ende zehn bis elf Prozent des Eigenkapitals an der Börse platziert seien. Die aktuellen Gesellschafter sollten ihre Anteile behalten, darunter auch der Fonds der Samwer-Brüder, Global Founders, der 17 Prozent der Anteile hält. Größter Teilhaber ist die schwedische Investment-Gesellschaft Kinnevik mit 36 Prozent. Daneben halten außerdem der dänische Unternehmer Anders Holch Polvsen, der Fonds DST Europe sowie die Beteiligungsgesellschaft der Holtzbrinck-Gruppe Anteile an dem Unternehmen.
Im Jahr 2008 nach dem Modell des US-Versandhändlers Zappos gegründet, ist Zalando heute der nach eigenen Angaben größte europäische Onlinehändler für Schuhe und Mode. Ende August hatte das mit dem Geld der Investorenbrüder Samwer augebaute Unternehmen Halbjahreszahlen vorgelegt. Danach machte der Versandhändler in den ersten sechs Monaten des Jahres etwa eine Milliarde Euro Umsatz, mehr als die Hälfte davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erstmals erzielte das Unternehmen einen operativen Gewinn; vor Steuern, Zinsen und Ausgaben für Mitarbeiteranteile betrug dieser zwölf Millionen Euro. Den Nettogewinn nannte die Firma nicht. Kritiker übten in der Vergangenheit allerdings wiederholt Kritik an der Geschäftspoltik des Onlinehändlers. Zalando übe großen Druck auf die Beschäftigen aus, beschäftigte viele Leiharbeiter und verfüge über keinen Tarifvertrag, kritisierte beispielsweise der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Thüringer Landtag und Spitzenkandidat zur Wahl, Bodo Ramelow, im Interview mit »nd«.
Auch der von den Samwer-Brüdern gegründete Start-up-Finanzierer Rocket Internet, der den Onlineversand mit aufbaute, soll der Online-Ausgabe des »Handelsblatts« zufolge einen Börsengang planen. Experten bewerteten den Wert des Samwer-Unternehmens zwischen drei und fünf Milliarden Euro, schreibt das Blatt. Einige gingen sogar von einer Bewertung von bis zu sechs Milliarden Euro aus. AFP/nd
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