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Ostukraine: Explosionen und Schüsse in Donezk

Amnesty beklagt Kriegsverbrechen: Auf beiden Seiten Missachtung für das Leben und Zivilisten / Aufständische beklagen Bruch der Feuerpause in Mariupol

  • Lesedauer: 4 Min.

Update 10.30 Uhr: Die vereinbarte Feuerpause in der Ostukraine bleibt trotz der Friedensbeteuerungen der Konfliktparteien brüchig. An dem von der Armee besetzten Flughafen von Donezk seien am Sonntagmorgen Explosionen und Schüsse zu hören gewesen, teilte die Verwaltung der Großstadt mit. Die Aufständischen in Donezk berichteten von vier getöteten Zivilisten. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Die Führung in Kiew betonte, die am Freitag beschlossene Waffenruhe einzuhalten. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße vor. Nach Feuerstößen in Mariupol war die Lage dort örtlichen Medien zufolge am Morgen ruhig. In der strategisch wichtigen Hafenstadt am Asowschen Meer gerieten vermutlich durch Granateneinschlag in der Nacht eine Tankstelle und umstehende Gebäude in Brand. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow machte die Separatisten für den Zwischenfall verantwortlich. Er kündigte Verstärkung für die Armee vor Mariupol an. Die Aufständischen sprachen hingegen von »Provokationen« durch das Militär.

Amnesty beklagt Kriegsverbrechen

Berlin. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Kriegsverbrechen im Ukraine-Konflikt beklagt. »Alle Seiten in diesem Konflikt haben Missachtung für das Leben von Zivilisten gezeigt und verletzen eklatant ihre internationalen Verpflichtungen«, teilte der Generalsekretär Salil Shetty am Sonntag mit. Helfer haben nach Amnesty-Angaben in der Ostukraine Beweise für willkürlichen Beschuss, Entführungen, Folter und Morde gesammelt. Sie haben mit Augenzeugen gesprochen, die vor Kämpfen bei Donezk, Kramatorsk, Lugansk und anderen Orten geflohen waren. Die Zivilisten berichteten, dass die ukrainische Armee ihre Wohnorte heftig unter Beschuss genommen hätten. Diese Angriffe seien offenbar wahllos gewesen und könnten Kriegsverbrechen sein, teilte Amnesty mit. Zeugen berichteten außerdem, Aufständische hätten ihre Nachbarn entführt, gefoltert und umgebracht.

Einwohner von Slawjansk erzählten etwa, dass Aufständische einen Pfarrer, zwei seiner Söhne und zwei Kirchgänger in ihre Gewalt gebracht und 50.000 US-Dollar Lösegeld gefordert hätten. Als die Gemeinde das Geld zusammenhatte, hätten die Entführer alle Geiseln bereits getötet gehabt. Andere Berichte, die Amnesty als glaubhaft einstuft, beschuldigten freiwillige bewaffnete Gruppen aufseiten der ukrainischen Armee, Menschen zu verschleppen und zu schlagen. Früheren Berichten zufolge sind unter diesen Truppen auch solche, die sich aus Angehörigen rechter Formationen speisen. »Zivilisten in der Ukraine verdienen Schutz und Gerechtigkeit«, sagte Shetty. »Ohne eine sorgfältige und unabhängige Untersuchung besteht das Risiko, dass die Ukrainer über Generationen unter den Narben dieses Kriegs leiden.«

Was geschah am Samstag in der Ostukraine?
Putin und Poroschenko telefonieren: Waffenruhe weitgehend stabil / Rotes Kreuz berichtet von Granateneinschlag / Aufrufe zur Einhaltung der Feuerpause / Ukrainische Regierung belässt Truppen in der Kampfzone / Jazeniuk verlangt Rückzug der »Banditen und Terroristen« - hier

Satellitenbilder würden auch beweisen, dass Russland unmittelbar in den Konflikt eingreife, hieß es weiter. Sie zeigten unter anderem die Aufstellung neuer, nach Westen gerichteter Geschütze innerhalb der ukrainischen Grenze zwischen dem 13. und dem 29. August. Diese Satellitenbilder in Verbindung mit Berichten über russische Truppen auf ukrainischem Boden ließen keinen Zweifel daran zu, dass dies nun ein internationaler bewaffneter Konflikt sei, sagte Shetty. Der Kreml hat mehrfach bestritten, an den Kämpfen in der Ukraine beteiligt zu sein.

Derweil haben die Aufständischen in der Ostukraine den Regierungseinheiten erneut einen Verstoß gegen die vereinbarte Feuerpause vorgeworfen. Stellungen nahe Mariupol seien unter Feuer genommen worden, teilten die Aufständischen am späten Samstagabend mit. Bewohner der strategisch wichtigen Hafenstadt am Asowschen Meer berichteten örtlichen Medien zufolge von Schüssen und Detonationen. Details waren zunächst nicht bekannt. Die Führung in Kiew hatte zuvor betont, die Waffenruhe einzuhalten. Auch Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatten bei einem Telefonat insgesamt eine Besserung der Lage festgestellt.

Die Aufständischen begannen der Regierung zufolge am Samstag mit der Freilassung von Gefangenen. Mehrere Soldaten seien in der Nähe der Separatistenhochburg Lugansk übergeben worden, sagte Poroschenkos Sprecher Swjatoslaw Zegolko in der Hauptstadt Kiew. Die Führung der Ex-Sowjetrepublik will ihrerseits vermutlich an diesem Montag erste Gefangene freilassen. Die Aufständischen haben Schätzungen zufolge etwa 1.000 Soldaten in ihrer Hand, die Regierungstruppen demnach etwa 200 moskautreue Kämpfer. Agenturen/nd

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