Henry Macke ist entwicklungsfähig

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.
Der angekündigte Box-Klamauk Henry Maske gegen Virgil Hill wäre eigentlich ein Fall für Stefan Raab. Niemand schafft es wie er, König des billigen Spektakels, selbst Weltmeister auf telespaßiges Kirmesniveau zu bringen. Auch André Lange, Georg Hackl, Dieter Thoma, Sven Hannawald oder Mark Warnecke nahmen auf Pro 7 bereits an der »WOK-WM« teil. Faustkämpferin Regina Halmich war gegen den Klamauker sogar in ihrer Disziplin angetreten. Dass Raab nicht auch Sir Henrys Veteranenprügelei ausrichten darf, liegt schlicht daran, dass er zur Senderfamilie Sat 1, Maske aber zum Rivalen RTL gehört. RTL will nun im Wettbewerb um die größten Anteile am deutschen Dumpfbackenpublikum zuschlagen. Und zwar, indem man Maskes individuelle Verwertungskette einfach ein Stück verlängert. Nach der Devise »Vom Gentelman zum dummen August«. Da Henry Maske aber weder eine Schönheitskönigin vergewaltigt hat (wie Kollege Mike Tyson), noch seine Frau umbrachte (wie Kollege Bubi Scholz), bleibt einstweilen nur das Boxen. Was soll man auch machen, da Max Schmeling schon tot ist? Natürlich gäbe es noch Steigerungsmöglichkeiten für die Einschaltquoten. Etwa durch eine telegene Schlägerei zwischen Henry Maske und seinem Erzrivalen Graciano Rocchigiani. Und da der demnächst wegen 1,68 Promille am Steuer wieder für sechs Monate ins Gefängnis muss und ausgerechnet bei RTL seit Jahren die Primatenserie »Hinter Gittern« läuft, stünde einer Folge »Henry vertrimmt Rocky« ja wohl nichts im Wege. Allerdings ist eine TV- Traumquote auch mit »Maske gegen Hill« alles andere als ausgeschlossen. Schließlich wird heut zu Tage selbst der größte Müll nicht nur von geistig eher Anspruchslosen gesehen. Ob Schmuddeltalk, Superstargekrächze oder eben Kirmesboxen: Diesen Krampf lassen wir uns nicht entgehen - und schon ist auch bei vermeintlichen Ästheten die Glotze an. So gesehen dürften wiedereinmal die selbsternannten Klamaukgegner Erhebliches zur Einschaltquote beisteuern.
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