Hoffen auf bessere Einsicht

Klaus Joachim Herrmann über die EU-Sanktionen gegen Russland

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Natürlich war die Verschiebung verschärfter Sanktionen gegen Russland kein kraftvolles Zeichen der EU-Einheit. Erst von 15 Uhr auf 18 Uhr verspätet, geriet die Verkündung eines abgestimmten Ergebnisses noch weitere Stunden in Verhandlungen und den Abend. Die für Dienstag angekündigte Umsetzung wurde sogar für zumindest einige Tage ausgesetzt. Solcher Aufschub ließe sich auf den ersten Blick als Niederlage deuten. Sie lässt aber auch auf bessere Einsicht hoffen.

Denn angesichts der Entwicklung in der Ostukraine musste der traurige Verdacht aufkommen, die EU habe eine entscheidende Kurve nicht mitbekommen und fahre unbeirrt weiter Konfrontationskurs. Wenn auch zerbrechlich, hält die Waffenruhe doch schon weit länger als bisherige und erwartet. Sie wird offenkundig von den beiden präsidialen Widersachern in Moskau und Kiew gegen Scharfmacher nicht nur hart in den eigenen Lagern, sondern auch in der internationalen Arena durchgekämpft. Nicht freiwillig - aber es gibt nun mal keine militärische Lösung.

Diese nach mehr als 3000 Toten allzu späte Einsicht verdient jede Unterstützung. Auch EU-Sanktionen sind eine Form von Gewalt, und ihre Verschärfung bedeutet wieder eine Eskalation des Konfliktes. Wer davon ablässt, kann übrigens auch Schaden von sich selbst abwenden.

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