Der Feldherr auf dem Kriegspfad
Roland Etzel zu Obamas jüngster Rede an die Nation
Wahrscheinlich ist es egal, zu welchem Thema ein US-Präsident an einem 11. September spricht. Nüchterne Analyse und sachgerechte Entscheidungen sind an einem solchen Tag weniger denn je aus Washington zu erwarten. Der Präsident ist an einem 11. 9. ganz und gar Weltgeneral, das Capitol sein Feldherrenhügel, von dem Großamerika die Menschheit seine pathosgeschwängerten, aber unabänderlichen Ratschlüsse wissen lässt.
Die gestrige Rede zur US-Strategie gegenüber den islamistischen Bedrohungen im Mittleren Osten war in dieser Beziehung keine Ausnahme. Mit seiner verschwurbelten Rhetorik (»jede Spur des Bösen von der Welt tilgen«) wird Obama seinem Vorgänger Bush jun. immer ähnlicher. Aber vielleicht hält das Weiße Haus dessen verschwörerische, stets nah mit der Lüge versippte Weltsicht passend für das, was man den kriegsmüden Landsleuten jetzt verkaufen möchte. Dabei immer schön unklar bleiben: »... dass wir Terroristen, die unser Land bedrohen, jagen werden, wo auch immer sie sind«. Vorerst mit Luftschlägen; denn, so der Präsident, natürlich hat weiterhin niemand die Absicht, einen Bodenkrieg anzufangen.
Vielleicht darf man das Orakel vom Capitol so deuten: Den USA droht vor allem aufgrund der desaströsen Mittelostpolitik unter Bush jun., die letztlich auch IS groß gemacht hat, die Kontrolle über die Region zu entgleiten. Dem Pentagon fällt da wieder nur eines ein: Krieg. Sie nennen ihn wieder Krieg gegen den Terror.
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