Tausende bei Demonstration »Nie wieder Judenhass!«
Zentralratspräsident Dieter Graumann: »Genug ist genug!«
Berlin. Tausende Menschen haben sich am Sonntag am Brandenburger Tor in Berlin versammelt, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Die Veranstaltung auf Einladung des Zentralrats der Juden stand unter dem Motto »Steh auf! Nie wieder Judenhass!«. Wie eine AFP-Reporterin vor Ort berichtete, schwenkten manche Teilnehmer israelische Flaggen und Transparente mit Aufschriften wie »Frieden« - auch auf Arabisch - und »Schalom«. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck, SPD-Chef Sigmar Gabriel und ranghohe Kirchenvertreter kamen zu der Kundgebung.
Merkel verurteilte in ihrer Rede im Namen der Bundesregierung »jede Form von Judenfeindlichkeit in Deutschland und Europa auf das Schärfste«. Dass heutzutage Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben angepöbelt würden, »das ist ein ungeheurer Skandal«. Sie betonte, dass die deutschen Behörden mit aller Härte gegen antisemitische Drohungen und Gewalt vorgingen: »Wir wollen, dass sich Juden in Deutschland sicher fühlen«, sagte Merkel.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, äußerte sich bei der Veranstaltung erfreut über die vielen Teilnehmer, nach Polizeiangaben etwa 4000 Menschen. Die Juden in Deutschland hätten »wahrlich kein Sommermärchen erlebt«, sagte er mit Blick auf die auf propalästinensischen Demonstrationen auch hierzulande laut gewordenen judenfeindlichen Parolen. »Ich will nicht dramatisieren, aber das waren wirklich die schlimmsten antisemitischen Parolen seit vielen, vielen Jahrzehnten.« In dieser Situation hätten sich die deutschen Juden »ein Stück mehr Gefühl, mehr Empathie« der Gesellschaft schon gewünscht.
Zu der Veranstaltung waren Menschen allen Alters und verschiedener Nationalitäten gekommen. Im Publikum saßen auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). AFP/nd
STEH AUF! Nie wieder Judenhass! Mehre Zehntausende gegen Antisemitismus vor dem Brandenburger Tor in Berlin pic.twitter.com/dH4H0xxKf3
— Amadeu Antonio St. (@AmadeuAntonio) 14. September 2014
Vertreter der evangelischen Kirche übt Selbstkritik und verweist auf antisemitische Geschichte der Kirchen. Gauck schaut grimmig.
— Chucky Goldstein (@GoldsteinChucky) 14. September 2014
Nachdenkliche Rede von NikolausSchneider "Wir stehen für jüdisches Leben in DL ein." #stehaufniewiederjudenhass pic.twitter.com/U0o4o6q8kX
— Manuela Schwesig (@ManuelaSchwesig) 14. September 2014
Nichtmal zu einer Demo die den Antisemiten einen höflicheren Ton in ihrer Israelkritik nahelegt können sich mehr als 4k durchringen #stehauf
— ClarificationOfFact (@cofblog) 14. September 2014
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.