Die Ringer tanzen

In Taschkent feiern die deutschen Mattenkämpfer ihr bisher bestes WM-Ergebnis

  • Alexander Sarter, Taschkent
  • Lesedauer: 3 Min.
Aline Focken und Oliver Hassler haben dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) das beste WM-Ergebnis der Geschichte beschert.

Im fernen Taschkent tanzte der Sportdirektor um die Matte, in der Heimat registrierte der Ringerpräsident das beste WM-Ergebnis der Geschichte erstaunlich gelassen. »Wir sind natürlich sehr stolz auf unsere Athleten - aber wir dürfen nicht überschwänglich werden«, sagte Ringerboss Manfred Werner, um dann schmunzelnd anzufügen: »Vielleicht habe ich in meiner Amtszeit mit meinem Führungsteam ja doch etwas bewirkt.«

Nach dem Sensationssilber von Oliver Hassler (98 kg/Hausen-Zell), der sich am Sonntag im griechisch-römischen Stil nur dem Olympiadritten und dreimaligen Europameister Artur Aleksanjan aus Armenien geschlagen geben musste, darf sich Werner in der Tat die erfolgreichste WM-Bilanz des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) an die Fahne heften. Dafür sorgten Hasslers Silber und die ebenso überraschende Goldmedaille von Aline Focken (69 kg/Krefeld) am Mittwoch - der erste deutsche WM-Titel seit zwölf Jahren. Das bisher beste deutsche Resultat seit der gemeinsamen Austragung aller drei Stilarten (Freistil, griechisch-römisch, Frauen) waren zwei Bronzemedaillen bei der Premiere dieses WM-Formats im Jahr 2005. Doch trotz der unerwarteten Erfolge in Usbekistan, die angesichts von drei verlorenen Kämpfen um Bronze fast noch zahlreicher gewesen wären, mahnte Werner zur Besonnenheit.

»Das ist die Belohnung einer intensiven, akribischen und jahrelangen Arbeit. Ich will aber noch nicht von einem Trend sprechen«, äußerte der Franke, der bereits auf die Olympiaqualifikation bei den WM im kommenden Jahr in Las Vegas blickte: »Wir müssen auf dem Teppich bleiben und weiter hart arbeiten. Unser wichtigstes Ziel bleiben die Olympia-Tickets.« Ein Sonderlob hatte Werner aber dennoch für den seit Januar 2013 im Amt befindlichen Sportdirektor Jannis Zamanduridis parat. »Er ist der richtige Mann am richtigen Platz und macht zusammen mit dem Trainerteam einen tollen Job«, sagte der DRB-Boss: »Gemeinsam wissen sie, wie die Ergebnisse einzuordnen sind und wo man noch Dinge verbessern muss.«

Zamanduridis gab das Lob umgehend weiter. »Ich bin stolz auf die Jungs und auf mein Trainerteam«, sagte der 48-Jährige: »Was vor einigen Jahren im Nachwuchsbereich begann, wurde kontinuierlich, in enger Zusammenarbeit und mit klarer Orientierung weitergeführt.« Nur im Freistil hakt es noch. In Taschkent holten die sechs deutschen Starter nur einen Sieg. Werner bekräftigte aber, dass der DRB an Bundestrainer Sven Thiele festhalten werde.

Aus internationaler Sicht hatten die Ringer kurz vor dem Start der Weltermeisterschaften am vergangenen Montag - dem Jahrestag der Rückkehr ins olympische Programm - die Weichen für die Zukunft gestellt. Die medienwirksamste Maßnahme war dabei die Namensänderung des Weltverbands von FILA (Fédération Internationale des Luttes Associées) in UWW (United World Wrestling). Weltverbandspräsident Nenad Lalovic, unter dessen Regie das Ringen nach dem vorläufigen Olympiaaus im Eiltempo modernisiert worden war, wurde für die kommenden sechs Jahre in seinem Amt bestätigt. DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann erhielt einen Platz im neuen UWW-Präsidium.

Lalovic kündigte weitere Reformen an, um das Ringen wieder zur olympischen Kernsportart zu machen. Der Serbe, der durch die Einführung neuer Regeln, der Frauen-Quote beim UWW, der Athletenkommission und der Neuordnung der Gewichtsklassen schon für gewaltigen Wirbel gesorgt hat, sagte dem Doping und Manipulationen den Kampf an. Lalovic möchte zudem mehr mediales Interesse erzeugen, um finanzkräftige Sponsoren an Land zu ziehen. Ein verändertes Erscheinungsbild bei Trikots und Matten soll den Ringern, deren Olympiaplatz nur bis 2024 garantiert ist, in diesem Bereich helfen.

Unterstützung erhielt Lalovic von Werner. »Alles, was er bisher verändert hat, hat sich bewährt«, sagte der DRB-Boss, der sich auch über die Aufnahme von Wilfried Dietrich in die Ringer-Ruhmeshalle freute. SID

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