Griechen erinnern an Ermordung des linken Rappers Fyssas

Gedenkveranstaltungen in griechischen Großstädten / Mitgliedern der Neonazi-Partei »Goldene Morgenröte« wird bis Jahresende der Prozess gemacht

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Athen. Mit mehreren Gedenkveranstaltungen in griechischen Großstädten haben tausende Menschen an die Ermordung des antifaschistischen Musikers Pavlos Fyssas vor einem Jahr erinnert. Nach Polizeiangaben kamen am Donnerstag allein in Athen 3500 Teilnehmer zu einer Kundgebung im Arbeiterviertel Keratsini zusammen, wo der 34-Jährige von einem Rechtsextremen erstochen worden war. Im Beisein der Hinterbliebenen wurde eine Gedenkplakette am damaligen Tatort enthüllt, Schüler hatten zuvor Blumen zu Ehren von Fyssas niedergelegt.

Am Rande der Demonstration in Keratsini kam es zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei, woraufhin die Beamten mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vorgingen. Am Freitag soll ein Konzert vor dem Athener Parlament die Gedenkveranstaltungen fortsetzen. Für Samstag ist ein »antifaschistisches Festival« geplant.

Fyssas war am 18. September 2013 von einem Mitglied der neonazistischen Partei Chrysi Avgi (»Goldene Morgenröte«) erstochen worden, die für ausländerfeindliche Attacken und Übergriffe auf Linksaktivisten bekannt ist. Die Ermordung des Rappers hatte nicht nur Griechenland erschüttert, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Die Tat nötigte die Behörden erstmals zum Durchgreifen gegen die Neonazi-Partei, nachdem sie deren Treiben jahrelang zugesehen hatten.

Bis Jahresende soll 78 Verdächtigen der Prozess gemacht werden, darunter mehreren Polizisten. Die gesamte Parteispitze sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Parteichef Nikos Michaloliakos und weiteren führenden Vertretern der Partei wird »Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation« vorgeworfen. Ermittlungen ergaben zudem direkte Verbindungen zwischen der Goldenen Morgenröte und der Athener Polizei, wie die Zeitung »Kathimerini« am Donnerstag berichtete.

Die Partei wurde in den 1980er Jahren auf Basis der ausländerfeindlichen und antisemitischen Ideologie von Michaloliakos gegründet, der aus seiner Bewunderung für Adolf Hitler keinen Hehl macht. 2012 leugnete er die Verantwortung der Nazis für den Mord an sechs Millionen europäischen Juden. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Fotos in griechischen Medien veröffentlicht, auf denen Michaloliakos den Nazigruß zeigt.

Bei der Europawahl Ende Mai war Chrysi Avgi zur drittstärksten politischen Kraft in Griechenland nach der Linksallianz Syriza und der rechtskonservativen Nea Dimokratia aufgerückt. Die Neonazi-Partei erhielt damals 9,3 Prozent der Stimmen. AFP/nd

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