Terror und Symbolpolitik
Roland Etzel zu den ersten US-Luftangriffen auf Syrien
Das Einfachste wäre gewesen, die US-Administration hätte sich mit Damaskus formell verständigt. Es ist schwer vorstellbar, dass die Assad-Regierung sich dem Ansinnen, einvernehmlich gegen die Dschihadisten in Nordostsyrien vorzugehen, verschlossen hätte. Aber das sollte ja gerade nicht sein. Assads Staat darf, so das westliche Verdikt seit drei Jahren, keinerlei Anspruch auf Legitimität eingeräumt werden. Gemeinsamer »Kampf gegen den Terror« ja, aber nicht mit jedem. Er ist auch Symbolpolitik.
Noch mehr davon ist bei den Bundesgenossen im Spiel. Wenn sich jetzt Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate als Speerspitze gegen das »Kalifat« gebärden, ist das so glaubwürdig, als würde die Römische Kurie behaupten, den Untergang des Kirchenstaats zu betreiben. Ein öffentliches Bekenntnis der Golfmonarchen gegen IS gibt es folglich nicht.
Ob es der US-Administration so gelingt, verloren gegangene Führungsqualität in der Region wiederzugewinnen? Dies zu bezweifeln hat nichts Verwegenes. In dieser Woche findet ein Anti-Terror-Gipfel der UNO statt. Dort hätte man beschließen können, was jetzt mit Hilfe der Allianz der Gestrigen bereits geschieht - wenn man es gewollt hätte. Aber der Auftakt des Bombardements drei Tage vor dem UNO-Gipfel zielt eben auch auf andere Aspekte; zum Beispiel auf den einer Revanche-Geste gegenüber Russland.
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