Chapeau.

Sarah Liebigt sammelt Münzen fürs Phrasenschwein

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir müssen investieren. Und wir müssen konsolidieren.« Applaus.

»Es gibt zu wenig behindertengerechte Wohnungen und die Fahrstühle in U- und S-Bahn funktionieren oft nicht, was wollen Sie da machen?« - »Das ist und muss ein Thema der Politik sein.« Applaus.

»Wohnen wird exklusiv in manchen Stadtteilen.« Applaus.

Landeschef Jan Stöß, Stadtsenator Michael Müller und Fraktionschef Raed Saleh stellten sich am Dienstagabend der Basis der Berliner SPD. Verfolgte man die Beifallsbekundungen dieser dem Mitgliedsbuch nach angeblich politisch irgendwie interessierten Menschen, muss man sich fragen, ob diese Menschen wissen, dass die Partei, der sie angehören, seit 25 Jahren ununterbrochen an der Berliner Regierung beteiligt ist.

Einem SPD-Politiker dafür Applaus zu spenden, dass es ihn umtreibt, wenn Menschen aus ihren Kiezen verdrängt werden, ist absurd. Wissen die, dass der Mensch, der da am 11. Dezember zurücktritt und der Gentrifizierungsgegnern immer mit der Parole »Berlin verändert sich halt« antwortet, wie sie das Buchstabenkürzel Es Peh Deh auf dem Parteibuch stehen hat? - Dieses Lied von der Veränderung singt übrigens auch einer der Drei.

Sicher, eine Politikerrede ohne Phrasen gibt es nicht. Aber eine Parole wie »Wir dürfen kein Kind zurück lassen!!« kann doch eigentlich nur frenetisch bejubeln, wer mit glänzenden Augen und der Maß Bier im Festzelt an der Isar sitzt.

Kluge, richtige Sätze sind gefallen am Dienstag. Konkrete Ansagen fernab des Schwadronierens, die nach Rotem Rathaus klingen. Aber ob die Basis das gehört hat?

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.