Erneuerbare Energie auf der Überholspur
Braunkohle nur noch Stromquelle Nummer 2
Berlin. Erstmals haben erneuerbare Energien die Braunkohle bei der Stromerzeugung überholt. Sie sind damit die wichtigste Stromquelle in Deutschland. Wind-, Sonnen-, Wasser- und Bioenergie hatten in den ersten neun Monaten einen Anteil von 27,7 Prozent am verbrauchten Strom. Das geht aus Daten des Expertengremiums Agora Energiewende hervor. Damit rückt das Koalitionsziel, den Ökostromanteil bis 2020 auf mindestens 35 Prozent zu steigern, in greifbare Nähe.
Die Braunkohle kam bis September auf einen Anteil von 26,3 Prozent, gefolgt von Steinkohle (18,5) und Atomkraft (16,0). Bei der Ökoenergie lieferte Windstrom mit 9,5 Prozent den größten Beitrag vor Biomasse (8,1) und Solarstrom (6,8). Allerdings hängt die Entwicklung auch mit dem milden Winter zusammen: Der Verbrauch sank, Kohle- und Gaskraftwerke mussten weniger produzieren. Besonders letztere hatten einen starken Rückgang zu verzeichnen. Ihr Anteil liegt nur noch bei 10,4 Prozent. Da viele Gaskraftwerke sich nicht mehr rechnen, fordert Bayern Subventionierungen. Kohlekraftwerke sind wegen des Preisverfalls im EU-Handel mit Verschmutzungsrechten in der Regel rentabler - aber auch schädlicher für das Klima.
Dies trug dazu bei, dass trotz Ökostrom-Förderkosten von mehr als 20 Milliarden Euro jährlich, der CO2-Ausstoß 2012 und 2013 stieg. Bürger und Wirtschaft zahlen über die Strompreise die Förderkosten. Ebenfalls mitfinanziert werden Milliardenrabatte für die Industrie. 2015 dürfte die Ökostromumlage erstmals sinken, auch weil sie für dieses Jahr etwas zu hoch angesetzt wurde. Derzeit beträgt sie 6,24 Cent je Kilowattstunde und macht bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden für einen Haushalt knapp 220 Euro aus.
Aufgrund der hohen Leistung erneuerbarer Energiequellen kam es an einigen Tagen sogar zu negativen Strompreisen. Am 11. Mai lieferten Wind-, und Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse zeitweise 44 Gigawatt Strom, was rund 75 Prozent des Stromverbrauchs entsprach. Da Atom- und Kohlekraftwerke nicht rasch genug gedrosselt werden konnten, gab es einen hohen Stromüberschuss, und es kam zum Phänomen negativer Strompreise. Vor allem ausländische Käufer bekamen fast sechs Cent die Kilowattstunde, wenn sie Strom abnahmen, um das Netz zu entlasten. dpa/nd
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